Das gemeinsame Forschungsprojekt "Dachser Future Terminal - innovativer Digitaler Zwilling @ILO für eine leistungsstarke Stückgutlogistik" des Speditions- und Logistikunternehmens Dachser und des Fraunhofer Instituts für Materialfluss und Logistik (IML) wurde in diesem Jahr mit dem Deutschen Logistik-Preis der Bundesvereinigung Logistik (BVL) ausgezeichnet.
Mit dem Deutschen Logistik-Preis prämiert die BVL in der Praxis realisierte Logistikkonzepte, die von Unternehmen aus Industrie, Handel und dem Dienstleistungssektor eingereicht werden können. Im Zentrum steht dabei immer die Frage: Ist ihre Logistik innovativ? Der Preis wird seit 1984 vergeben. Die Preisträger der vergangenen fünf Jahre waren SMS-Group (2022), DB Cargo, Voest-alpine, Logserv, Cargoserv (2021), Dm Drogerie Markt (2020), BMW Group (2019) sowie Komsa und LogistikPlan (2018), um einige Namen aus der prominenten Preisträger-Liste zu nennen. In der Jury des Deutschen Logistik-Preises ist unter anderem auch Gerhard Grünig, Chefredakteur der VerkehrsRundschau, vertreten.
Erfolgreicher Testbetrieb
@ILO steht für "Advanced Indoor Localization and Operations" und beschreibt eine Technologie, die das Unternehmen Dachser und das Fraunhofer IML gemeinsam entwickelt haben und die es in dieser Form am Markt bislang nicht gab. Getestet wurde die Lösung in zwei Pilotanlagen in den Dachser-Niederlassungen in Unterschleißheim bei München und Öhringen bei Heilbronn. Die Lösung hat sich in diesen zwei Pilotanlagen im Praxiseinsatz bewährt. Aus diesem Grund will das Logistikunternehmen weitere Pilotstandorte in den Betrieb aufnehmen. Im kommenden Jahr soll dann, so das Ziel, der Roll-out für das gesamte europäische Dachser-Road-Logistics-Netz anstehen.
Vollautomatische Identifizierung
Technologische Basis im @ILO Transit Terminal sind zweidimensionale Data-matrix-Codes auf der Oberseite jedes Packstücks. Diese dienen als Identifikator. Dazu kommen mehrere hundert optische Scan-Einheiten im Deckenbereich der Hallen. Spezielle KI-basierte Algorithmen interpretieren die im Sekundentakt von den optischen Scaneinheiten erfassten Daten, um so alle Packstücke vollautomatisch zu identifizieren und im Transportmanagement-System (TMS) zu erfassen, zu lokalisieren und in Zukunft auch zu vermessen.
Dadurch beschleunigen sich schon heute die Eingangs- und Ausgangsprozesse in den beiden @ILO-Pilotanlagen. Denn das Scannen der Barcodes entfällt durch die vollautomatische Identifizierung. Außerdem sind durch eine bis auf den Meter genaue Paletten-Ortung immer aktuelle Informationen verfügbar, wo sich welches Packstück befindet. Auch das hilft den Mitarbeitern und beschleunigt insgesamt den Beladeprozess.
Ein weiteres technologisches Highlight des @ILO Terminals und weiterer Effizienz-Bringer soll in Zukunft die vollautomatische und permanente Vermessung aller Packstücke werden. Schon heute ist der Digitale Zwilling in der Lage, die Dimensionen der Packstücke mit hoher Genauigkeit zu ermitteln und in Echtzeit anzuzeigen, ohne weitere Messstationen dafür anfahren zu müssen.
Die anderen Finalisten
Unter den Finalisten des Deutschen Logistik-Preises 2023 fanden sich auch Hermes Germany mit dem Projekt „Green Delivery Hamburg" sowie Greenplan und Modility, ein Buchungsportal für den intermodalen Verkehr, wieder. am ende konnte sich jedoch der Digitale Zwilling von Dachser und dem Fraunhofer IML durchsetzen.
Hermes Germany mit „Green Delivery Hamburg”
Das Projekt „Green Delivery Hamburg“ von Hermes Germany hat bis Ende 2023 zum Ziel, in Städten emissionsfrei zu liefern. Dazu hat der Logistiker in Hamburg ein eigenes E-Mobility-Hub eingerichtet, an dem es rund 100 Ladepunkte für E-Transporter gibt. In Kombination mit dem citynahen Logistik-Center mit über 40 weiteren Ladepunkten sowie einer Schnellladestation für den eingesetzten E-Lkw bildet es die Absprungbasis für die elektrische Belieferung der Hansestadt. Damit schafft Hermes Germany die Voraussetzungen, dass perspektivisch über 240 vollelektrisch betriebene Fahrzeuge in ganz Hamburg Päckchen und Pakete zustellen können. So ließen sich 1.400 Tonnen CO2 im Jahr einsparen. Hinzu kommen acht E-Lastenräder, die von einem kollaborativ genutzten Mikro-Hub in Hamburg-Altona aus emissionsfrei zustellen.
Greenplan: Mit diskreter Mathematik zur besten Route
Greenplan will Transportrouten in der Logistik planen und bietet eine Tourenplanung auf Basis von diskreter Mathematik an: Das Problem der Tourenplanung wird umso komplexer, je mehr Standorte einer Route hinzugefügt werden. So sind es bei 4 Standorten 24 mögliche Routen, während es bei 10 Standorten bereits mehr als 3,6 Millionen verschiedene Optionen gibt. Der Greenplan-Algorithmus ermöglicht eine Optimierung des Fahrverhaltens im Vorfeld und nicht erst während der Fahrt, dadurch sind Effizienzsteigerungen von bis zu 20 Prozent möglich. Die
Routen, die Greenplan kalkuliert, resultieren außerdem in weniger gerissenen Zeitfenstern oder unzustellbaren Sendungen. Der mathematische Algorithmus wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für diskrete Mathematik der Universität Bonn entwickelt.
Modility: Das Buchungsportal für den intermodalen Verkehr
Wenn Unternehmen intermodale Transporte buchen wollen, dann gibt es dafür bisher kein Vergleichsportal, keine Übersicht über mögliche Anbieter und Verbindungen und erst recht keine Möglichkeit, passende Angebote direkt zu buchen. Für viele Unternehmen ist das eine große Hürde, sodass am Ende doch wieder der „klassische“ Lkw auf den Weg geschickt wird. Modility hat einen Online-Marktplatz aufgebaut, der Angebot und Nachfrage im Kombinierten Verkehr zusammenführt und den Buchungsprozess vereinfacht.
Das Angebot auf der Plattform umfasst mittlerweile mehr als 800 KV-Verbindungen zahlreicher Operateure für Container, Sattelauflieger, Wechselbrücken oder Tank-Container. Zusätzlich zum Schienentransport selbst findet man an mehr als 80 Prozent der angeschlossenen Terminals Optionen für Nebenläufe, also den Transport zwischen Umschlagplatz und Produktions- bzw. Bestimmungsort per Lkw.