Braunschweig. Erstmals wird der technische Prüf- und Servicekonzern Dekra aktiv in die Sicherheitskontrolle von Luftfracht einsteigen. Zu diesem Zweck plant die Gesellschaft die Errichtung eines Checkpoints in Raunheim bei Frankfurt. Wie die Leiterin der Dekra-Division „Industrie & Aviation“, Annette Wiedemann, gegenüber der VerkehrsRundschau sagte, soll die Station mit allen erforderlichen technischen und personellen Voraussetzungen für die Überprüfung von Cargosendungen ausgestattet werden. Dazu zählen neben einer Doppelaugen-Röntgenanlage („dual view“) auch Sprengstoff-Detektionsgeräte, so genannte Sniffer. Der ergänzende Einsatz von trainierten Spürhunden mit eigenen Hundeführern zum Aufspüren von Explosivstoffen sei nicht vorgesehen, so die Dekra-Managerin.
Start ab März kommenden Jahres
Die Inbetriebnahme soll Anfang März kommenden Jahres erfolgen. Zunächst werden Kontrollen im Ein-Schicht-Betrieb mit 2 Luftsicherheitskontrollkräften (LSKK) angeboten. Der Niederlassungsleiter und dessen Stellvertreter haben beide die Ausbildung zum LSKK Fracht absolvieren. Dies deshalb, „da wir der Meinung sind, dass ein Luftsicherheitsbeauftragter, der die Verantwortung trägt, auch die Bewertung von Luftfracht vornehmen können sollte“, so die zuständige Managerin. Der Standort Raunheim biete sich an, da er in Nähe der Frachtanlagen des Frankfurter Flughafens liege, aber von Luftfracht-LKW im Alltagsverkehr ohne Staus zu erreichen sei.
Weiterhin sagte die Dekra-Divisionschefin, dass die für Raunheim entwickelte Konzeption sich auf jeden weiteren Flughafen-Standort umsetzen lasse. „Der geschätzte Bedarf wird unseres Erachtens sehr groß sein und so sind wir in jedem Fall und an jedem Ort bereit, in Sachen Luftfrachtkontrollen tätig zu werden.“
Bisher sind nur 643 Unternehmen als Bekannte Versender zugelassen
Der Ernstfall wird ab dem 25. März 2013 eintreten. Ab dem Zeitpunkt gelten alle Sendungen offiziell als unsicher, die von Exporteuren stammen, die beim Luftfahrt-Bundesamt (LBA) nicht als „bekannte Versender“ registriert sind. Nach Expertenschätzung werden zwischen 70 und 80 Prozent aller Luftfrachtexporte davon betroffen sein. So waren am 1. November laut LBA-Sprecherin Cornelia Cramer erst 643 Unternehmen als bekannter Versender zugelassen. Zudem gibt es aktuell ihrer Aussage zufolge 181 weitere Firmen, die vollständige und prüffähige Anträge eingereicht haben. Damit zeichnet sich ab, dass von den etwa 60.000 in Deutschland ansässigen Luftfrachtexporteuren bis zum März-Datum nur ca. 1.000 Firmen den Status eines bekannten Versenders haben. Die von diesen Firmen stammenden Packstücke gelten als sicher und müssen vor dem Abflug nicht gesondert kontrolliert werden. Experten schätzen, dass es ab dem Zeitpunkt gewaltig LKW-Rückstaus speziell in Frankfurt geben wird, da die Kontrollen der Sendungen zeitintensiv sind. Die Durchlaufzeit von Luftfracht, sagte ein Experte auf einer Fachveranstaltung der IT-Firma Kewill in Frankfurt am vergangenen Montag, werde sich ab dann am Flughafen Rhein-Main von heute durchschnittlich zwei bis drei auf etwa neun Stunden pro Vorgang erhöhen. Zudem verteuert sich wegen der Kontrollen der Versand von Luftfracht, da Sicherheitsfirmen für das Röntgen von Sendungen in aller Regel 10 Eurocent pro Kilogramm verlangen. (hs)