VR-Index: Kleine Bewegung, große Aussage

Die Zeit der großen Sprünge ist offenbar vorbei. Der VerkehrsRundschau Index hat in den vergangenen fünf Befragungen bei Weitem nicht mehr so dynamische Bewegungen gezeigt, wie es noch in den Monaten zuvor der Fall gewesen war. Im November hat das Marktforschungsinstitut Interrogare im Auftrag der VerkehrsRundschau wieder Transportdienstleister und Verlader zu den aktuellen Frachtraten, Transportaufträgen und Markteinschätzungen befragt. Die Transportpreise auf dem Spotmarkt haben sich nahezu nicht von der Stelle bewegt und bleiben mit einem Minus von 0,2 Prozent und einem Punktestand von 153,63 auf einem weiterhin sehr hohen Niveau. Zur Einordnung: Der VR-Index war 2005 mit 100 Punkten gestartet. Methodik Seit 2005 lässt die VerkehrsRundschau von dem unabhängigen Marktforschungsinstitut Interrogare die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Bei der aktuellen Befragung haben 107 Unternehmen teilgenommen, wobei deutlich mehr Transportunternehmer als Verlader ihre Daten übermittelt haben. Die Frachtraten ergeben sich aus Transporten, deren Güter palettierbar sind und keine besondere Handhabung erfordern. Ruhige Lage Das war auch abzusehen, denn in den vergangenen sechs Monaten gab es nur wenige Faktoren, die nennenswerten Einfluss auf die Transportpreise hatten. Die Mauterhöhung von November 2023 hat sich bereits zumindest zum Teil in den Frachtraten niedergeschlagen, die Absenkung der Mautgrenze auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen spiegelt sich im VR-Index fast gar nicht wider. Der doch etwas überraschende Rückgang der Dieselpreise, der in der zweiten Jahreshälfte geschah, könnte seinen Einfluss genommen haben, allerdings setzen inzwischen einige Unternehmen auf Floatingmodelle, um sich vor zu großen Dynamiken zu schützen. Auch andere wirtschaftliche Faktoren haben die Preise nicht weiter beeinflusst. Die Inflationsrate schwächte sich zwischenzeitlich sogar unter das angepeilte Zwei-Prozent-Ziel ab; auch hier also ein Zeichen von gemäßigteren Zeiten. Trügerische Lage Dass es in der Folge keinen stärkeren Rückgang der Frachtraten gab, hat vermutlich einen wesentlichen Hintergrund: Trotz der Rückgänge einiger Wirtschaftskennzahlen werden die operativen Kosten der Flottenbetreiber immer höher. So beschrieb zum Beispiel Detlef Ohlms, Senior Consultant bei Frachtrasch, im Podcast VR Funk, dass sich alleine die Transportnebenkosten (Maut, Premiumleistungen etc.) in den vergangenen vier Jahren teils verdoppelt haben. Auch andere Faktoren wie die reine Fahrzeuganschaffung, Versicherungen oder auch Reparaturen sind immer teurer geworden, was Flottenbetreiber irgendwie mit einpreisen mussten. Hinzu kommt in ganz Europa eine wirtschaftliche Instabilität mit rückläufiger Produktion, die sich ebenfalls in den Spotmarktraten bemerkbar macht. Angesprochen auf die Auftragslage im dritten Quartal gaben fast drei Viertel aller Befragten die Antwort, dass es ein gleichbleibendes oder rückläufiges Geschäft gegeben habe. Für das vierte Quartal sind es sogar ganze 82 Prozent, die zu diesem Schluss kommen. Für Stabilität könnte dagegen ein anderer Effekt, nämlich der parallele Rückgang an Laderaum, sorgen: Immer mehr Transportunternehmen scheiden aus dem Markt aus, gehen insolvent oder nehmen Kapazitäten vom Markt. Eine mögliche Erklärung für den verhältnismäßig kleinen Rückgang im aktuellen Index. Unsichere Zukunft Stabilität und Planbarkeit sind zwei Faktoren, die wir in den vergangenen Jahren doch recht schmerzlich vermissen mussten. Leider prognostizieren die Teilnehmer des VR-Index eine recht unsichere Zukunft. Nicht einmal jeder fünfte Befragte geht davon aus, dass sich die Auftragslage im ersten Halbjahr 2025 wieder verbessern wird. Gut 46 Prozent rechnen mit einer Stagnation, knapp 29 Prozent sogar mit einem weiteren Rückgang. Auch hier der Bezug auf die aktuelle Gemengelage: Die Automobilbranche, die für viele Transportunternehmer in Deutschland ein wichtiger Auftraggeber ist, steckt in einer handfesten Krise. In der Baubranche findet sich mit der Insolvenz der milliardenschweren Ziegler-Group aus der Oberpfalz nur eines von vielen Beispielen für die Folgen der mauen Geschäftslage. Ende 2024 prognostizierten auch die Wirtschaftsweisen in ihrem Jahresgutachten, dass sich die deutsche Volkswirtschaft 2025 weiterhin in einer Stagnation befinden werde. "Die anhaltende Wachstumsschwäche legt nahe, dass die deutsche Wirtschaft von konjunkturellen wie auch von strukturellen Problemen ausgebremst wird", hieß es. Das Gremium geht in diesem Jahr von einem Wirtschaftswachstum von nurmehr 0,1 Prozent aus - nach 0,9 Prozent, die man noch im Mai 2024 erwartet hatte. Was machen die Frachtraten? Nur wenige Befragte im VR-Index sehen keinen Rückgang der Frachtraten in den kommenden sechs Monaten: Über 45 Prozent gehen sogar von weiteren Steigerungen aus (45 Prozent der Transportdienstleister, 48 Prozent der Verlader). Prägend für die weitere Entwicklung wird die wirtschaftliche Situation in Deutschland und Europa sein. Aktuell deutet vieles auf einen Patt zwischen hohen Allgemeinkosten und rückläufiger Auftragslage hin. Eine stabil instabile Lage, die viele weitere Unternehmer langfristig vor Probleme stellen könnte. Online Alle Kennzahlen Bei der Befragung zum VR-Index spielt die aktuelle Preisentwicklung, die hier dargestellt wird, nur eine Rolle. Ferner geben Transportdienstleister und Verlader auch an, wie sich ihr Transportaufkommen entwickelt hat oder mit welchen Erwartungen sie in die Zukunft gehen. Auf VerkehrsRundschau Plus finden Sie alle wichtigen Ergebnisse aus der aktuellen Index-Befragung. verkehrsrundschau-plus.de

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