Cybersecurity: Sicherer mit Versicherung

Keiner spricht darüber, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass inzwischen vermehrt auch Transport- und Logistikunternehmen Opfer von Hacker-Attacken werden. Bei einem Angriff durch professionelle Hacker sind die Systeme teilweise mehrere Tage bis Wochen nicht nutzbar und müssen mühsam neu aufgesetzt werden. Oftmals werden seitens der Angreifer hohe Lösegelder gefordert um den benötigten „Key“ zur Rückgängigmachung der Datenverschlüsselung zu bekommen. Teilweise scheint aus ökonomischer Sicht eine Zahlung der Lösegelder erst einmal der bessere Weg zu sein. Immerhin wäre das System schneller wieder einsatzfähig und der drohende Schaden durch Umsatzeinbußen aufgrund von Produktivitätsverlust würde deutlich ausfallen. Zudem entfielen auch große Teile der Kosten der IT- Spezialisten für das neue Aufsetzen der Systeme und die Rettung der noch brauchbaren Daten bzw. auch der verlorenen Daten. Nach wie vor gibt es einige Versicherer die das Thema Lösegeldforderungen in Ihren Cyber- Policen versichern. Es lässt sich jedoch beobachten, dass die Anzahl der Anbieter solcher Deckungen am Markt weniger werden. Neben der ethisch moralischen Komponente spielt hier auch die offenkundige Finanzierung krimineller Handlungen eine Rolle. Die erbeuteten Lösegelder können dann auch durchaus für Dinge wie Terrorfinanzierung eingesetzt werden. Insofern ist das Zahlen von Lösegeldern ein aus vielen Perspektiven sehr heikles Thema. Häufig wird nach einer Zahlung der benötigte „Key“ zur Verfügung gestellt, jedoch gehen immer mehr Unternehmen und Dienstleister dazu über nicht zu verhandeln, sondern die Systeme selbst wiederherzustellen oder aufzubauen. „Man sollte auf jeden Fall vermeiden selbst tätig zu werden und zügig einen Spezialisten hinzuziehen, wenn es sich um einen professionellen Hacker- Angriff handelt“, erläutert Tobias Nolte, Leiter Komposit SVG bei der R+V Versicherung. „Oft haben die Hacker das System schon über Wochen kompromittiert oder sind direkt in den Domain- Controller eingedrungen. Viele der teils gut gemeinten Rettungsversuche machen die Sache teilweise noch schlimmer, weiß Nolte zu berichten. Die Einfallstore in Systeme können vielseitig sein sagt Nolte. So werden heutzutage IoT- Geräte, also Kühlschränke oder Kaffeemaschinen die via Internet der Dinge Getränke oder Kaffeekapseln nachbestellen, in erster Linie auf Kompatibilität und nicht auf Sicherheit konstruiert. So ist es zum Beispiel auch schon Hackern gelungen über eine fernsteuerbare Glühlampe in ein Netzwerk einzudringen. Ein weiteres Problem stellt das Auslagern der Arbeitsplätze ins Home-Office dar. Hier können teils nicht alle Komponenten ausreichend „gehärtet“ werden. Ein Beispiel dafür kann der eigene W-Lan Router sein. Hier liegen teils erhebliche Lücken vor, welche einen unautorisierten Zugriff auf das System für Profis erleichtern. Klassische Einfallstore für Kriminelle - nach meist randomisierter (automatisierter) Zielauswahl Social Engineering (Nutzung vermeintlich privater Beziehungen) Phishing-Mails Frei verteilte USB-Sticks oder SD-Karten, die mit Viren infiziert sind Vorspiegelung einer falschen Identität Nutzung einer fremden Identität Interne Straftaten wie Diebstahl, Untreue und Unterschlagung Das Vorgehen der Kriminellen erfolgt dabei häufig nach gleichem Muster: Erst werden über Wochen oder Monate Informationen gesammelt und Netzwerke ausgespäht. Dann versucht man Zugriff auf die Systeme zu erlangen. Ist dies gelungen, werden Daten manipuliert, verschlüsselt oder gestohlen. Am Ende des Tages geht es darum, eine möglichst große Profitabilität mit den Angriffen zu erzielen. Mehr Geld als mit Drogenhandel Cyberkriminalität ist ein profitables Geschäft. Die Gesamtschäden durch Cyberkriminalität liegen deutlich über dem Umsatz des gesamten weltweiten illegalen Drogenhandels. Sei es Diebstahl und Handel mit persönlichen Daten wie zum Beispiel Zahlungsdaten von Kreditkarten oder auch Kontodaten. Je nach Qualität und Masse von Daten sind diese für Beträge ab wenigen Cents zu bekommen“, meint Nolte. Lösegeldforderungen können je nach „Opfer“ und Professionalität der Hacker von einigen Hundert Euro bis hin zu Zweistelligen Millionenbeträgen gehen. Nolte sagt: Je größer der Umsatz eines Unternehmens und umso höher der Technologisierungsgrad in Bezug auf IT-Abhängigkeit, desto höher auch die Lösegeldforderungen bei gezielten Angriffen. „Das Vorgehen der Hacker ist durchaus subtil und Vielseitig“, beschreibt Nolte. „Da werden private Accounts von Mitarbeiter ausgespäht, Daten unter Vorspielung falscher Identitäten geklaut, Pishing-Mails zum Knacken von Passwörtern versendet oder Schadsoftware über manipulierte USB Sticks eingeschleust. „Gefährdet ist jeder und die in einigen Fällen verwendete, sogenannte Ransomware, gibt es teilweise als Freeware Download im Internet. Ist der Einfall erfolgreich, werden dann sensible Daten wie, Passwörter, Bank- sowie Geschäftsdaten oder Kundendaten abgeschöpft. Die Nutzer des Firmennetzwerkes merken davon oft nichts. In anderen Fällen werden aber auch einfach mittels Verschlüsslung alle Daten unbrauchbar gemacht und damit das ganze Firmennetzwerk zum Erliegen gebracht. „Ich bin teilweise selbst verwundert, welch eine untergeordnete Rolle das Thema IT- und Datensicherheit bei manchen Firmen spielt“ sagt Nolte. „Es gibt vielschichtige Maßnahmen die man ergreifen kann, um sich gegen Hackerangriffe zu schützen. Nur ca. 16 Prozent aller Unternehmen erfüllen diese. Rund ein Fünftel hat maximal die Hälfte der Sicherungsmaßnahmen ergriffen und ist damit ein ideales Opfer für solche Angriffe.“ Zu den grundlegendsten Maßnahmen gehören das Vorhalten eines vernünftigen Back- Ups, welches auch räumlich getrennt ist, mit Bedacht vergebene Administratorenrechte als auch eine gute Firewall. Teilweise scheitern hier schon einige Unternehmen meint Nolte kopfschüttelnd. Allerdings heißt die Realisierung aller Maßnahmen nicht, dass man nicht doch Opfer eines Angriffs wird. Wenn also die technischen Möglichkeiten des Schutzes keine hundertprozentige Sicherheit geben können, kommt eine Cyberversicherung ins Spiel. „Die bietet Schutz vor den finanziellen Folgen durch organisierten und gezielten Computerbetrug“, erläutert Nolte. Sie tritt ein, Produktivitätseinschränkungen so gering wie möglich zu halten, kümmert sich darum, dass verlustig gegangene eigene und Kundendaten wiederhergestellt werden und beschädigte Hardware ersetzt wird. „Hinzu kommen teils aufwändige forensische Arbeiten um weitere Angriffe abzuwehren, Sicherheitslücken zu schließen oder auch Datenströme nachzuverfolgen“, so Nolte. Außerdem, so der Versicherungsexperte, sollte man nicht vergessen, dass Angriffe nicht zwangsläufig von außen kommen müssen. „Spionage und Datenklau in den eignen Reihen ist in der heutigen Zeit nichts Ungewöhnliches.“ Für die Wahl der Versicherungssumme gibt der Profi Tipps: Man sollte stets bedenken, wie hoch der Ertragsschaden durch Umsatzausfall sein kann, wenn die komplette IT mehrere Tage oder Wochen ausfällt. Eine professionelle Schadenursachenforschung und Wiederherstellung ist ebenfalls Kostspielig. Die Wiederherstellung einzelner Clients und PCs kann je nach vorliegendem Backup rund 1000 bis 2000 Euro kosten, beim einem ganzen Server sind es je nach Backup auch mal schnell 10.000 Euro. Ein Datenforensiker kann auch schon zwischen 200 und 400 Euro je Stunde kosten und auch ein IT-Dienstleister berechnet etwa 70 bis 130 Euro. „Da laufen am Ende durchaus eklatante Kosten auf“, weiß Nolte. „Zum einen durch die Wiederherstellung und Reparatur des Systems und zum anderen durch das Erlahmen des Arbeitsbetriebes. Und ich kann nur wiederholen, dass ausnahmslos jeder gefährdet ist. Auch der Professionalisierungsgrad mit dem selbst Amateure angreifen ist inzwischen durchaus ernst zu nehmen. Die großen, gut organisierten Strukturen suchen sich entsprechende Großunternehmen als Opfer. Klar, ist es mein Geschäft mit Unternehmen über Versicherungen zu sprechen, was aber nicht auch zwangsläufig bedeutet, dass wir nur was verkaufen wollen. Denn der Bedarf und auch die Nachfrage nach Cyber- Deckungen hat deutlich zugenommen. Was nicht zuletzt auch an einer auch deutlich gestiegenen Bedrohungslage liegt. Den gesamten Beitrag zum Thema gibt es unter: www.verkehrsrundschau.de/plus/cybersecurity Was deckt eine Cyber-Versicherung ab (hier am Beispiel der R+V und abhängig vom Umfang) Schadenbehebung durch einen Dienstleistungspartner (24/7) Ersatz schadenbedingter Betriebsunterbrechungen (ohne Sublimit) Bei zielgerichtetem Angriff fünffache Versicherungssumme- Übernahme der Wiederherstellungskosten von Daten und Programmen Mitversicherung von Schäden an und durch dienstlich genutzte Privatgeräte D&O-Versicherung (Absicherung der Geschäftsleitung im Hinblick z. B. auf organisatorische Mängel oder Lücken in der Überwachung, aber auch Fehler bei der Auswahl ungeeigneter Mitarbeiter)

DKV Mobility und MFG: Neue Partnerschaft für ultraschnelles Laden in Großbritannien

KEYOU bringt schweren Wasserstoff-Lkw auf den Markt

Transformation des Straßengüterverkehrs: Aiwangers Plan für eine grüne Logistikzukunft

Umstrittenes Personal für neue EU-Kommission

Neue Auto-Strafen in Italien wegen verschärfter Straßenverkehrsordnung

Alle Schlagzeilen

Cybersecurity: Sicherer mit Versicherung

HASHTAG

#Versicherungen

Roadshow Logistik Restart geht weiter

LKW-PARKPLÄTZE IN GANZ DEUTSCHLAND – WUNSCHDENKEN?

Geschäftsbericht KRAVAG: Trotz Corona-Krise erfolgreich

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

E-Rechnungspflicht in Deutschland: Was Unternehmen wissen müssen

STELLENANGEBOTE

Area HR Business Partner

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

WEITERLESEN

NEWSLETTER