3G im Transport-Alltag: Wie es zu schaffen ist

München. „Durch unsere Maßnahmen, die wir aufgrund des Infektionsschutzgesetzes getroffen haben, ist es bisher noch zu keinen außergewöhnlichen Situationen, wie etwa einer Abweisung oder einem Einfahrtverbot auf externe Betriebsstätten, gekommen.“ So die Aussage von Friedrich Fischer, Leiter Fuhrpark bei Greif Textile Mietsysteme in Augsburg. 60 Lkw-Fahrer sind für das Unternehmen im Einsatz. Wie es Fischer und seinen Mitarbeitern gelingt, die Anforderungen des Infektionsschutzgesetzes umzusetzen, lesen Sie unten bei unseren Lösungsbeispielen. Doch so reibungslos läuft es längst nicht bei allen Unternehmen. In den vergangenen beiden Wochen haben Impfskepsis und 3G am Arbeitsplatz für viel Diskussionsstoff in der Transportbranche gesorgt. Einerseits wurden Lkw-Fahrer abgewiesen, die ohne 3G-Nachweis ihre Sendungen abliefern wollten. Aber es kam auch zu vielen pragmatischen Lösungen, die die geltenden Bedingungen des Arbeitsministeriums würdigen und die den guten Willen auf allen Seiten der Lieferketten dokumentieren, die Situation nicht unnötig zu erschweren. Wir haben uns umgehört unter Speditionen und Dienstleistungsunternehmen, wie sie mit der 3G-Regelung in der Praxis umgehen. Vier Statements und pragmatische Lösungsbeispiele aus dem Transport-Alltag: Friedrich Fischer, Leiter Fuhrpark bei Greif Textile Mietsysteme, Augsburg „Wir haben auf die 3G-Regelung frühzeitig reagiert. Von unseren 60 Fahrern hier am Standort benötigen maximal ein Drittel tägliche Schnell-Tests, wobei die Impfquote generell steigt. Mit diesen Fahrern führen wir im Unternehmen vor der jeweiligen Abfahrt einen Schnelltest unter Aufsicht durch und bescheinigen den Fahrern das Testergebnis, so dass sie ihre Tagestour problemlos bewältigen können. Durch diese Maßnahmen ist es bisher noch zu keinen außergewöhnlichen Situationen, wie etwa einer Abweisung oder einem Einfahrtverbot auf externe Betriebsstätten gekommen. Die Kosten für die Schnelltests übernehmen wir von Unternehmensseite.“ Torsten Kurfiß, Abteilungsleiter Transport bei Craiss Generation Logistik, Mühlacker „Wir waren auf das Problem bereits sehr früh vorbereitet, indem wir zehn Mitarbeiter bei der ansässigen DLRG als „Selbsttesthelfer“ ausgebildet haben. Das kommt uns nun zugute bei den zirka 50 Verteilerfahrzeuge von Subunternehmern, die jeden Abend bei uns auf dem Betriebshof für die Tour am kommenden Tag beladen. Ungeimpfte Fahrer absolvieren unter Aufsicht eines unserer Selbsttesthelfer einen Schnelltest und erhalten eine Bescheinigung über das – bisher immer negative – Testergebnis. Mit der sind sie für den Folgetag auf der sicheren Seite und bisher kam es zu keinerlei Problemen mit den Empfängern der Sendungen. Mit unseren eigenen Fahrern im Fernverkehr verfahren wir genauso. Sie bekommen vor der Abfahrt Sonntag auf Montag die Möglichkeit zum Schnelltest, sind dann also bis Montagabend mit einer entsprechenden Bescheinigung unterwegs. Im weiteren Wochenverlauf müssen sie sich dann selbst organisieren. Dabei unterstützen wir durch aktive Kommunikation mit unseren Empfängern. Diese versorgen uns regelmäßig mit aktuellen Infos zu Testmöglichkeiten in der Umgebung der Abladestelle, die wir an die Fahrer weiterleiten. Auch dies funktioniert bisher reibungslos. Derzeit schätzen wir die Zahl der ungeimpften Fahrer, die bei uns beschäftigt sind, auf etwa 10 bis 15 Prozent. Anders sieht es bei Subunternehmern aus, die größtenteils Fahrer aus osteuropäischen Ländern beschäftigen, hier liegt die Quote der Fahrer ohne Impfschutz bei schätzungsweise 60 Prozent.“ Domenik Hövelmann, Fuhrparkleiter der Hövelmann Logistik, Rees „Wir haben sofort nach der Einführung der 3G-Regelung Zonen auf dem Betriebsgelände eingerichtet, in denen Fahrer, die ohne 3G-Nachweis zum Anliefern kommen, sich aufhalten können, ohne mit unseren Mitarbeitern in Kontakt zu kommen. Darüber hinaus sorgen wir dafür, dass die Entladevorgänge von unseren Mitarbeitern ausgeführt werden, der externe Fahrer allerdings die Aufsicht darüber behält. Wir regeln das mit dem Einhalten von garantierten Abständen sowie dem konsequenten Einsatz von FFP2- und OP-Masken, die wir jedem unserer Fahrer zur Verfügung stellen. Was unsere Fahrer angeht, die morgens mit ihren Waren vom Hof fahren, sind wir sehr zufrieden mit der bisherigen Impfquote. Diejenigen, die erst eine Impfung haben oder noch auf diese warten, statten wir mit Schnelltests aus, die sie dann beim Empfänger unter Aufsicht durchführen können. Bisher wurde nur einer unserer Fahrer an einem Speditionsgelände abgewiesen, da er die erforderlichen 3G-Nachweise nicht erbringen konnte. Insgesamt sind wir der Auffassung, dass seitens der Ministerien nachgebessert werden müsste, was einheitliche und verständliche Regeln angeht. Denn unsere Fahrer sind durch die Covid-Bedingungen inzwischen sehr nah an der Belastungsgrenze, da zum sowieso schon sehr anstrengenden Job jetzt noch unterschiedlichste Sonderanforderungen hinzukommen.“ Task force der Simon Hegele Gruppe, bestehend aus Heiko Lindenberger, Norbert Theyer, Monique Stolze und Maximilian Streit Die Simon Hegele Gruppe ist weltweit mit 50 Niederlassungen aktiv. Am Standort Forchheim bietet das Unternehmen seinen Kunden Logistikdienstleistungen in einem über 50.000 Quadratmeter großen Logistikzentrum mit den Bereichen Fertigungsversorgung, Lagerung, kundenindividuelle Verpackungen und Refurbishment an. Von Forchheim aus bedient der Kontraktlogistiker europa- und weltweit Krankenhäuser und Kliniken mit der Einbringung und Installationen medizinischer Großanlagen. Die Fahrer, die diese Jobs übernehmen, sind gleichzeitig auch hochspezialisierte Monteure. Im Sektor Healthcare wachte eine eigens eingerichtete Covid-Taskforce darüber, dass die eigenen Mitarbeiter sowie anliefernde Lkw-Fahrer den bestmöglichen Schutz vor einer Ansteckung genießen. Heiko Lindenberger, Bereichsleiter Healthcare Services, Norbert Theyer, Bereichsleiter Healthcare Logistik Deutschland, Dr. Monique Stolze, Abteilungsleiterin Qualitäts- und Projektmanagement und Maximilian Streit, Bereichsleiter Business Development gehören dieser Task Force an und schildern konkrete Maßnahmen zur 3G-Regelung. Zum Thema anliefernde Lkw schildert Norbert Theyer die Situation. „Die Zulieferer, die täglich bei uns zum Abladen auf den Betriebshof fahren, erfüllen nach unseren Erkenntnissen zu über 90 Prozent die 3G-Anforderungen. Bei maximal zwei bis drei Fahrern, die keinen Impfnachweis vorweisen, führt der Fahrer einen Schnelltest unter Aufsicht eines Mitarbeiters durch. Dieser Test wird von uns gestellt. Bisher klappt das absolut reibungslos.“ Heiko Lindenberger beschreibt die Maßnahmen für die Fahrer der eigenen Lkw-Flotte: „Unsere Health-Care-Flotte beliefert Kliniken und Krankenhäuser in ganz Europa mit medizinischen Großgeräten. Bereits im vergangenen Jahr haben wir dafür Sorge getragen, dass alle Fahrer, die gleichzeitig auch am Empfänger-Ort, also im hochsensiblen Bereich von Kliniken und Krankenhäusern, Montagen durchführen, ohne Ausnahme zügig geimpft werden können. Die Impfquote liegt nahezu bei 100 Prozent, die meisten Fahrer sind bereits geboostert. Die Bereitschaft der Fahrer zum Impfen war überwältigend. Dazu hat sicher die Tatsache beigetragen, dass wir in der heißen Corona-Phase im letzten Frühjahr in Italien Großgeräte in die Krisengebiete, beispielsweise Bergamo, gebracht haben. Was unsere Fahrer und Monteure dort gesehen haben, machte ihnen eindrucksvoll klar, wie schrecklich das Virus wütet, wenn es sich unkontrolliert ausbreitet.“ Zur Akzeptanz der Maßnahmen sagt Maximilian Streit: „Als wir im vergangenen Jahr damit angefangen haben, unser Unternehmen „Covid-sicher“ zu machen, wussten wir nicht, wie diese Mehrbelastungen, die dazu organisatorisch nötig waren, bei unseren Mitarbeitern ankommen. Wir in der Taskforce sind nach wie vor begeistert davon, wie unsere Teams bei der Umsetzung mitgearbeitet haben, die Akzeptanz der Maßnahmen hat uns absolut positiv überrascht. Inzwischen können wir sagen, dass unsere Schutzmaßnahmen von allen, die hier am Standort arbeiten, mitgetragen und gelebt werden.“ (cb)

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