Die ePower-Achse erzeugt über integrierte Generatoren beim Fahren und bei Verzögerung Energie, die für den Betrieb von hybriden oder vollelektrischen Kühlaggregaten, hier von Entwicklungspartner Thermo King, genutzt werden kann. Die modulare Gesamtlösung zeigt, dass das Umrüsten von Bestandsaufliegern möglich und sinnvoll ist und zur CO2-Einsparung seitens Fahrzeugbetreibern beiträgt.
Ab Januar 2024 tritt auch für Hersteller neuer Trailer die CO2-Zertifizierung in Kraft. Wie schätzen Sie die Auswirkungen auf den Markt ein?
TIP/MB: Aus Sicht eines Flottenbetreibers denke ich, dass sich kaum signifikante Änderungen ergeben aus der CO2-Diskussion, bzw. dass dies keine großen Auswirkungen auf den Transportmarkt an sich haben wird. Aktuell finden mehr Ersatzbeschaffungen statt, da sich die Lieferzeiten wieder normalisiert haben. Die Hersteller müssen hingegen sehr genau prüfen, wie sie auch in Zukunft ein rentables und attraktives Angebot für Kunden aufrechterhalten können.
BPW/TB: Wir glauben, dass sich die Sichtweise auf einzelne Komponenten im Trailer verändern wird. Gerade in Hinblick auf die avisierten und ambitionierten CO2-Ziele der Europäischen Union spielen Gewicht, Aerodynamik, Fahrwerke und Reifen eine Schlüsselrolle. So kann zum Beispiel der Einsatz von Lift- und Lenkachsen im Auflieger einen deutlich positiven Effekt auf den Kraftstoffverbrauch und damit auch auf den CO2-Ausstoß des Lastzugs haben. Als Mitglied in den entscheidenden Gremien zu den Dekarbonisierungszielen setzen wir uns für die Berücksichtigung verbrauchsmindernder Lösungen ein. Dazu gehören unter anderem auch Rekuperationsachsen wie ePower, die während der Fahrt Strom für elektrische Kühlaggregate erzeugen.
TK/RD: Thermo King hat sich selbst in Bezug auf CO2-Einsparung ein Gigatonnen-Ziel gesetzt. Die VECTO-Zertifizierung ist aber derzeit noch nicht komplett, daher warten wir, bis genaueres von der EU-Kommission kommt. Wir wissen aber sehr genau, dass dies in die Bemautung einfließen wird und nehmen das ernst.
Wie könnte wird sich der Mietmarkt verteuern und wann?
TIP/MB: Preissteigerungen konnten wir in den letzten 18-24 Monaten in nahezu allen Bereichen sehen. Diese beruhen nach wie vor auf Rohstoffknappheit und unterbrochenen Lieferketten und haben mit der VECTO-Zertifizierung ab dem 1. Januar nur wenig zu tun. Natürlich haben höhere allgemeine Kosten und neue Technik Einfluss auf die Mietraten. Durch die veränderten Bedingungen setzen wir bei unseren Mietfahrzeugen mehr und vor allem neue Technologien ein. Dies findet bei vielen unserer Kunden hohen Zuspruch. Wenn man die aktuelle bzw. die zum Jahresende steigende Maut mit einfließen lässt, wird die TCO-Betrachtung eine andere. Trotz der augenscheinlich höheren Mietraten im Vergleich zum Diesel, ist zu erkennen, dass die BEV-Fahrzeuge oft kostenneutral dargestellt werden können. Das macht eine Entscheidung für den Kunden deutlich einfacher und bringt die gewünschten CO2-Einsparungen mit sich.
Transport wird teurer, die Marge der Spediteure kann nicht 1:1 an den Endkunden weitergegeben werden. Wie können Sie den Kunden derzeit am sinnvollsten helfen den Kostendruck abzufedern?
TIP/MB: Einerseits können Kunden mit unseren Mietlösungen ihren Fahrzeugbedarf an ihre Auftragslage anpassen und damit Kapazitäten optimal nutzen und Kosten einsparen. Andererseits unterstützen wir Transporteure mit unseren Wartungs- und Reparaturkonzepten dabei, ihre Bestandsflotte länger zu nutzen. Durch unser großes Netzwerk an eigenen Werkstätten und dank langjähriger Partnerschaften, nehmen wir den Unternehmen nicht nur administrativen Aufwand ab, sondern stellen unseren Service auch zu attraktiven Konditionen zur Verfügung. Die Entwicklung von innovativen Lösungen, mit Partnern wie BPW und Thermo King, haben darüber hinaus positive Effekte auf unsere Kunden und deren Kostendruck.
BPW/TB: Neben dem Fahrermangel sind vor allem die hohen Kraftstoffpreise und die zwingend notwendigen Investitionen in nachhaltige Lösungen für den Anstieg der Transportkosten ausschlaggebend. Wenn zukünftig auch noch die Mautgebühren für Lkw angehoben werden, wird es noch einmal teurer. Es ist also wichtig, die Betriebskosten der Flotte dauerhaft zu senken. Elektrische und andere alternative Antriebe wie die ePower Achse haben darauf entscheidend Einfluss, aber auch moderne Trailertechnologien wie Reifendruckregelsysteme, die erstmal geringere Investitionskosten erfordern, haben schnell einen positiven Effekt auf die laufenden Kosten einer Flotte. Mit der hier gezeigten Lösung aus ePower Achse und Batteriepack können je nach Konfiguration beispielweise bis zu 4.000 Liter Diesel pro Jahr und Fahrzeug eingespart werden. Das ist gut für die Umwelt und den Geldbeutel.
TK/RD: Wir wollen dem Kunden durch unsere Produkte Lösungen anbieten, um Preise und Gesamtbetriebskosten zu minimieren.
Wie ist das bisherige Feedback zu der hier gezeigten Lösung mit ePower-Achse bei den Miet-Kunden?
TIP/MB: Wir haben bereits erstes Feedback von Kunden aus den Beneluxländern, die einen solchen Komplettzug im täglichen Betrieb getestet haben. Es war sehr positiv – es gab keinen erhöhten Verbrauch, da die e-Achse keinen hohen Widerstand aufweist. Mit der Ausstellung des Fahrzeugs auf der transport logistic möchten wir nun den Kunden hier in Deutschland zeigen, wie sie ihre Bestandsflotte effektiv umrüsten können und ihnen auch einen Teil der Skepsis nehmen, das Thema anzugehen. Wir gehen davon aus, dass die Kundenakzeptanz größer ist, wenn wir, wie in diesem Fall, gemeinsam auftreten und in den Markt gehen.
TK/RD: Gerade gemeinsam mit der elektrischen Thermo King-Kühllösung lässt sich damit verbrauchstechnisch sparen, da hilft die Rekuperation auch enorm mit.
Wie viele Fahrzeuge sind davon aktuell unterwegs?
BPW/TB: Gemeinsam mit TIP testen wir derzeit Fahrzeuge im Transportalltag bei drei Mietkunden in den Niederlanden. Diese sind in einem Zeitraum von sechs Monaten rund 30.000 Kilometer gelaufen. Die Logistiker beliefern die niederländische Supermarktkette Albert Heijn mit frischen Lebensmitteln. Auch in Belgien und Frankreich sind bereits Fahrzeug unterwegs.
Trailer umrüsten – sei es mit neuen BPW-Achsen und/oder neuen Kältemaschine – gibt es dazu bereits Ansätze, wie sehen Sie das Thema Refurbishment?
TIP/MB: Bei uns ist es ein sehr wichtiges Thema. Wir bieten unseren Kunden an, ihre Bestandsfahrzeuge in unseren Werkstätten einem Refurbishment zu unterziehen. Hier etwa wurde ein Fahrzeug innerhalb von vier Wochen komplett umgerüstet. Unser Ziel ist es, drei bis vier Jahre alte Fahrzeuge umzubauen. Unsere Kunden brauchen eine schnelle Lösung, damit die Fahrzeuge nicht lange ausfallen. Das können wir nur mit Partnern realisieren, die uns die notwendigen Teile zur Verfügung stellen. Klima- bzw CO2-Reduzierungsziele können ohnehin nicht allein durch Erstlieferungen erfüllt werden, wir brauchen die Umrüstung mit klimafreundlichen Komponenten auf jeden Fall. Dies trifft natürlich auch den OEM, ist für die künftige CO2-Bilanz aber ganz entscheidend.
BPW/TB: Dies öffnet dann außerdem noch einen weiteren riesigen Markt, denn aktuell fahren über 300.000 Kühltrailer in Europa.