Versicherungen: Welcher Schutz notwendig ist

In Kürze Betriebshaftpflicht, Berufshaftpflicht und Inhaltsversicherung: Was zeichnet diese aus, wo liegen Unterschiede und für was werden sie benötigt? Eine Betriebshaftpflicht zum Beispiel muss genau auf die individuellen Anforderungen im Unternehmen passen. Beim Be- und Entladen werden Container beschädigt, geleaste Werkzeuge kommen abhanden, ein Brand greift auf Nachbargebäude über, ein Öl-Tank läuft in der Nähe eines Gewässers aus. Oder aber ein Kunde stolpert auf dem Betriebshof und verletzt sich, wird gar vom Gabelstapler angefahren - das kann passieren. In so einem Fall haftet das Unternehmen gegenüber dem Kunden für den Schaden. "Nach dem Gesetz ist Haftung erst einmal unbegrenzt", erläutert Thorsten Molls, Leiter Haftpflicht beim Versicherungsmakler Schunck. "Kommt es im schlechtesten Fall dazu, dass Sie einen Hundertmillionen-Euro-Schaden verursachen, dann haften Sie mit 100 Millionen. Da sind Sie schnell in der Insolvenz." Daher sieht der Experte eine Betriebshaftpflicht, ähnlich wie eine Inhalts- oder generelle Sachversicherung, als "Quasi-Pflichtversicherung". Auch wenn - anders als etwa eine Verkehrshaftungsversicherung oder die Kfz-Haftpflicht - eine Betriebshaftpflicht für Logistik- und Transportunternehmen keine Pflicht per Gesetz ist. Kleiner Teil in einer großen Deckung Eine Betriebshaftpflichtversicherung kommt für Schäden auf, die man selbst oder ein Angestellter während der Arbeit einem Dritten zufügt. Das können Schäden am Eigentum der anderen Person oder eines anderen Unternehmens sein - Sachschäden oder eben eine Verletzung der Person, ein Personenschaden. Sie versichert zum einen alles, was beim Besuch eines Kunden passieren könnte: etwa ein Ausrutschen auf dem eisigem Betriebshof oder ein Verschmutzen der Kleidung mit Farbe, weil grade frisch gestrichen wurde. Voraussetzung ist allerdings in der Regel ein Verschulden des Betriebs. Zum anderen versichert sie beispielsweise Schäden an vom Unternehmen gemieteten Objekten oder Maschinen. Ebenfalls versichert sind alle Tätigkeiten des Unternehmens - "in den Fällen Herstellung und Bearbeitung von Sachen ist das in der Regel überschrieben mit Produkthaftpflicht", so Molls. Der kleine Faktor Betriebshaftpflicht sei nur ein Teil der größeren Haftpflichtversicherung, in der man verschiedene Bausteine in einer großen Deckung zusammenfasst. "Im allgemeinen Sprachgebrauch nennt man auch das Gesamt-Konstrukt oft Betriebshaftpflichtversicherung." So sei darin standardmäßig eine Umwelthaftpflicht enthalten. Bricht zum Beispiel ein Feuer aus und greift auf benachbarte Gebäude anderer Besitzer über oder gelangt durch einen Unfall Öl oder anderes Gefahrgut auf den Grundbesitz eines anderen, dann greift diese Versicherung. Gelangt das Öl oder Gefahrgut ins Grundwasser oder etwa in einen Bach und schädigt die Natur, entsteht ein Schaden an der Allgemeinheit. In diesem Fall kommt die Umweltschadensversicherung zum Einsatz, die ebenfalls standardmäßig in der Betriebshaftpflicht enthalten ist. Individuelle Zusätze für Spezialfälle "Eine aktuelle marktübliche Police ist für den Großteil aller Schadenfälle, die auftauchen können, ausreichend", führt der Versicherungsexperte weiter aus. "Spannend wird es tatsächlich, wenn der Logistiker besondere Themen hat, die über den Standard hinausgehen. Hier muss man darauf achten, entsprechend individuell zugeschnittene Zusatzleistungen in das Gesamtpaket aufzunehmen." Als ein Beispiel nennt er ein Unternehmen, das die fachgerechte Herstellung von Verpackungen anbietet, um das Gut während eines Transportes zu schützen. "Bietet ein Logistiker eine solche Dienstleistung an - egal ob über eine eigene Einheit oder einen Subunternehmer - braucht er je nach Vertragskonstellation eine Zusatzversicherung für Verpacker." Ein Lebensmittellogistiker, der Milchprodukte lagert oder transportiert, kann sich rund um das Thema Rückruf von Lebensmitteln zusätzlich absichern. Das gilt etwa, wenn die Kühlkette unterbrochen wird und er dafür verantwortlich ist. Dann müsste er für die Rückrufaktion des Discounters oder der Supermarktkette und damit einhergehende Schäden haften. Oder ein Großlogistiker, der für Dritte Hallen plant und einen angestellten Architekten hat: Dieser benötige eine Berufshaftpflicht für Architekten. Bei Beratungsdienstleistungen gelte Ähnliches. Vermögensschäden als Besonderheit Eine solche Berufshaftpflicht, Molls spricht lieber von Vermögensschadenhaftpflicht, sichert reine Vermögensschäden ab. Entstehen einem Dritten aufgrund der Beratung oder Planung des Unternehmens finanzielle Einbußen, deckt die Vermögensschadenhaftpflicht diese ab. Diese ist spezifisch auf die Risiken des einzelnen Berufs ausgerichtet. Es gibt sie zum Beispiel auch für Anwälte. Solche reinen Vermögensschäden sind in einer Betriebshaftpflichtversicherung nicht enthalten. Diese deckt größtenteils nur Vermögensschäden ab, die infolge eines Sach- oder Personenschadens entstehen: zum Beispiel ein Verdienstausfall, wenn sich jemand das Bein gebrochen hat, weil er über ein lose verlegtes Kabel gestolpert ist und aufgrund dessen mehrere Wochen nicht arbeiten kann. Bevor ein Logistik- und Transportunternehmen also eine Betriebshaftpflichtversicherung - oder gegebenenfalls eine Vermögensschadenhaftpflicht in Kombination mit einer Betriebshaftpflicht - abschließt, sollte es genau schauen, welche Zusatzleistungen es benötigt und sich entsprechend von seinem Versicherungsmakler beraten lassen. Dabei sollte es sich Gedanken darüber machen, was es benötigt und was im schlimmsten Fall passieren kann. "Ich vertrete die Philosophie, dass eine Versicherung existenzsichernd sein sollte", so Molls. "Was für meine Existenz nicht erheblich ist, das ist mein Selbstbehalt." Komplexe Entscheidung Tatsächlich sei es nicht so einfach, abzuwägen, welche Deckungssummen man nimmt. So lassen sich gewisse Worst-Case-Szenarien zwar berechnen: Wie viel könnte mich eine Rückrufaktion kosten? Faktoren sind unter anderem die Zahl der Supermärkte, die das Unternehmen beliefert, die Anzahl der Produkte. Dazu kommen PR- und Schadenersatz-Kosten. In anderen Bereichen wird es aber schwieriger: "Wenn Sie ein Büro in der Innenstadt von Paris haben, es kommt zum Brand, der auf andere Gebäude übergreift, da kann Ihnen keiner genau sagen, was theoretisch auf Sie zukommt." Bei den Gedanken, die ein Unternehmen sich dabei machen muss, helfe man gerne beratend. Und was sind typische Deckungssummen? "Viele kleine und mittelgroße Unternehmen versichern nach wie vor zwischen fünf und zehn Millionen Euro, wobei der Trend - nicht allein durch die Inflation getrieben - eindeutig zu höheren Versicherungssummen geht." Bei großen oder schweren Risiken würden auch mehrere hundert Millionen eingekauft. Betriebshaftpflichtversicherung versichert gegen Schäden, die einem Dritten durch das Unternehmen entstehen können (Sach- und Personenschäden sowie daraus resultierende Vermögensschäden), auch an gemieteten Immobilien, Maschinen, sonstigen Gütern. Zusatzbausteine sind je nach Tätigkeit des Unternehmens wichtig. Zu den individuell passenden Bausteinen oder dem passenden Versicherungspaket kann ein Versicherungsmakler beraten. Im Fall von Ausschlüssen und Sublimits lässt sich die Versicherung anpassen. Wichtigste Ausschlüsse: Vorsatz, Tätigkeiten im Zusammenhang mit Kfz- und Luftfahrzeug-Teilen, Asbest, PFAS-Chemikalien, Tätigkeiten in oder Export nach USA und Kanada. Es gibt eine ganze Liste von Ausschlüssen. Gängige Sublimits (Begrenzung der Summe, die der Versicherer zahlt): Lohnbearbeitung, Mietsachschäden, Schlüsselverlust im gemieteten Objekt. In einer guten Haftpflicht sind rund 20 Sublimits enthalten, es können aber auch wesentlich mehr sein. Kosten: Die Kosten skalieren mit der Unternehmensgröße, je nach Branche kann hierbei der Umsatz die Stellgröße sein. Bei Schunck fangen die kleinsten Betriebshaftpflichtversicherungen bei 150 Euro pro Jahr an und können bis in die Millionenbeträge für Großunternehmen gehen. Kündigung: In den meisten Fällen drei Monate vor Ablauf der nächsten Fälligkeit, sehr selten einmonatige Frist. Korrekte Tätigkeitsbeschreibung wichtig Das wichtigste, worauf man achten sollte: Die Betriebsbeschreibung oder Tätigkeitsbeschreibung muss stimmen. Denn der Versicherer versichert nur, was dort auch aufgenommen ist. "Wir haben Logistiker als Mandanten, die stellen Produkte her oder veredeln sie. Oder sie importieren Produkte und verkaufen sie hier als Händler." Steht in der Betriebsbeschreibung nur Logistiker und bei einem hergestellten Produkt kommt es zu Schadensersatzansprüchen, sind diese nicht versichert. Bei schon abgeschlossenen Policen gilt es daran zu denken, dem Versicherungsmakler Änderungen im Geschäftsmodell oder in den Tätigkeiten mitzuteilen, damit hier gegebenenfalls reagiert werden kann. Das gilt zum Beispiel, wenn man in Bereichen tätig wird, die zu den Ausschlüssen zählen. Oder wenn eine neue Tätigkeit hinzukommt, auch durch zugekaufte Unternehmen: Ein Möbelspediteur bietet nun den Anschluss des Elektroherds mit an. Er muss als Elektriker in der Tätigkeitsbeschreibung mitversichert werden. "Auch die Versicherungssumme sollte ich regelmäßig kontrollieren - vielleicht transportiere ich einmal wertvolleres Gut als bisher. Vielleicht hat sich durch die Inflation der Wert umliegender Gebäude erhöht und mein Worst-Case-Szenario im Brandfall passt nicht mehr", nennt Molls ein paar Beispiele. Ein weiterer Punkt: Die Versicherer und Makler aktualisieren ihre Bedingungen - "meist zum Besseren", betont Molls. So ist in aktuellen Versicherungen als Standard ein Verstoß gegen Gleichbehandlungsgesetze abgedeckt. "Aktualisierungen machen also meist Sinn, aber man muss es im jeweiligen Einzelfall prüfen." In manchen alten Policen seien Sonderbedingungen vereinbart, die bei einer Aktualisierung wegfallen könnten. Man könne viele Dinge auch individuell auf den Kunden anpassen. "Es kann durchaus sein, dass ein Versicherer nicht alles abdeckt, was das Unternehmen benötigt", so Molls. Prämie beeinflussen, aber wie? Wenn ein Logistiker etwa ein komplettes Rechenzentrum für seine Kunden aufbaut und betreibt und dort große Datensätze verwaltet, dann benötigt er auch eine spezielle Vermögensschadenversicherung für IT-Unternehmen für den Fall eines Datenlecks und damit einhergehenden Ansprüchen. Anders sehe es bei einer normalen Spedition und deren Kundendaten im Falle eines Datenlecks aus. "Das ist in einer guten Betriebshaftpflicht mitversichert über marktübliche Zusatzbausteine." Um die Prämie zu beeinflussen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Erhöht sich die Versicherungssumme, wird es teurer, steigt der Selbstbehalt, wird es günstiger, so Molls. "Aber ein Unternehmen kann auch ganz pragmatisch auf eine niedrigere Prämie hinwirken, indem es Risikomanagement und Qualitätssicherung betreibt." Es helfe auch, wenn ein Unternehmen proaktiv nachweisen kann, dass es aus vergangenen Schäden gelernt und entsprechende Änderungen vorgenommen hat, die das Risiko verringern. "Oder seine Mitarbeiter geschult hat." Inhaltsversicherung versichert Schäden am eigenen Eigentum oder Besitz (Sachschäden), die unter anderem durch Naturgefahren, Feuergefahren oder Diebstahl entstanden sind. Unternehmen müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um die Versicherung abschließen zu können. Wichtigste Ausschlüsse: Krieg, Terror, Kernenergie, Cyberrisiken. Oft nicht enthalten sind unter anderem: Schäden, die durch einen Diebstahl oder Unterschlagung entstanden sind, durch Sturmflut, normale Witterungseinflüsse, Versagen von EDV, Mess-, Regel- und Sicherheitseinrichtungen sowie Bedienfehler. Sublimits: sind üblich. Der Makler muss genau prüfen, welche Bedürfnisse bestehen, um die passende Absicherung zu erhalten. Kosten: richten sich nach der Risikoqualität, also der Art des Betriebes und den zu versichernden Gefahren sowie der Versicherungssumme. Kündigungsfrist: Drei Monate vor Ablauf der nächsten Fälligkeit. Auch eigenen Besitz absichern Eine Sach- oder auch Inhaltsversicherung bezieht sich im Vergleich zur Betriebshaftpflicht dagegen auf einen Schaden am eigenen Eigentum oder Besitz. Also eben nicht gegen Ansprüche eines Dritten. Sie schützt gegen finanzielle Verluste, die durch versicherte Schäden an eigenen Gebäuden, Waren, Produkten und der Betriebseinrichtung entstanden sind. "Dabei sind in der Regel zum Beispiel Schäden durch Feuergefahren, Sturm, Hagel, Leitungswasser sowie der Einbruchdiebstahl inklusive Vandalismus versichert", erklärt Michael Saad, Spartenleiter Sachversicherung bei Schunck. Zu den wichtigsten Kriterien, um als Logistik- und Transportunternehmer abgesichert zu sein, zähle neben der Absicherung der Feuer- die Absicherung der Naturgefahren, etwa Überschwemmungsschäden. "Zusätzlich sollte auch geprüft werden, ob eine Vereinbarung zu einer Speditionsgüterklausel für Lagerrisiken in der Abdeckung enthalten ist." Gerade bei Unternehmen mit großen Lagerflächen sei dies wichtig, um sich gegen eventuelle Regressansprüche der Versicherer von Einlagerern abzusichern.Da jedes Unternehmen individuell andere Bedürfnisse habe, gilt es, den passenden Versicherungsschutz erst zu identifizieren. Dabei könnten Versicherungsmakler wie Schunck unterstützen, erklärt Saad. Verschiedenes im Blick haben "Ein interessanter Zusatzbaustein ist die sogenannte Allgefahrendeckung." Diese schütze gegen alle erdenklichen Risiken, sofern diese nicht explizit in den Versicherungsbedingungen ausgeschlossen werden. Im Schutz inbegriffen ist auch die Absicherung gegen unbenannte Gefahren. Wertsteigerungen durch Inflation lassen sich zudem mitversichern, wie Saad erklärt. Unternehmen können dafür eine Wertzuschlagsklausel für Gebäude und Betriebseinrichtung vereinbaren. "Gleichzeitig sind die Ab- und Zugänge der Versicherungswerte durch den Versicherungsnehmer jährlich zu ermitteln und zu melden." Kleinere Schwankungen würden sich durch eine vereinbarte Vorsorgeversicherung mit zehn Prozent ausgleichen lassen. Generell gelte, dass die Grundsummen für Gebäude und Betriebseinrichtung richtig ermittelt worden sein müssen. "Wie bei jeder anderen Versicherung sollte auch bei einer Inhaltsversicherung immer mal wieder geprüft werden, ob die Versicherungssumme noch aktuell ist." Sollte diese etwa durch Wachstum des Betriebes nicht mehr zu den resultierenden Gefahren passen, besteht die Gefahr einer Unterversicherung. Gleiches gelte für die zu versichernden Naturgefahren. Ein weiterer Punkt, den es zu beachten gilt: Unternehmen müssen bestimmte Voraussetzungen der Versicherer erfüllen, um eine Versicherung abschließen zu können. "Zunehmend fordern Versicherer beispielsweise Brandschutzeinrichtungen." Das Erfüllen oder Nicht-Erfüllen dieser Anforderungen habe wieder einen erheblichen Einfluss auf die angebotene Versicherungsdeckung oder die geforderte Versicherungsprämie.

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