London. Nach der Einführung neuer Brexit-Importkontrollen in Großbritannien für Produkte aus der EU rechnet die Logistikbranche mit einer weiteren Abkehr von Speditionen vom britischen Markt. „Gerade für Mittelständler wird das noch ein böses Erwachen geben“, vermutete der Chef des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt. Die Briten müssten bei Produkten aus Europa mit steigenden Preisen und weniger Verfügbarkeit rechnen.
Viele Lkw-Fahrer fahren nicht mehr nach Großbritannien
Insgesamt dauere eine Rundtour für deutsche Spediteure wegen der Zollformalitäten rund einen Tag länger als vor dem Brexit. Viele Fahrer aus der EU haben ihre Fahrten ins Vereinigte Königreich daher eingestellt - auch, weil es genügend Auswahl an Aufträgen in anderen europäischen Ländern gibt, denn es mangelt vielerorts an Lastwagenfahrern. Engelhardt rechnet damit, dass sich die Abkehr von Großbritannien durch die seit Beginn des Jahres geltenden Importkontrollen für Waren aus der EU noch verstärken wird.
Mittelfristig rechnet der Experte damit, dass sich ein Markt mit deutlich weniger Logistikunternehmen und Fahrern bildet, die sich auf Fahrten nach Großbritannien spezialisieren und Großunternehmen wie Auto-Hersteller oder Supermärkte beliefern. Dies werde den Bedarf aber voraussichtlich nicht decken, so dass Großbritannien über weitere saisonale Maßnahmen nachdenken müsse.
Noch keine längeren Verzögerungen
Seit Jahresbeginn werden auch Waren aus der EU stärker kontrolliert. Britische Logistikfirmen berichteten aus den ersten Tagen allerdings von bisher keinen größeren Störungen oder Verzögerungen. Zwar seien bei den Kontrollen teilweise Fahrer zurückgewiesen worden, allerdings habe dies im Schnitt nur für 30 bis 60 Minuten Verzögerung gesorgt, hieß es vom Verband Road Haulage Association auf Anfrage. Außerdem sei das Warenaufkommen in den ersten Januartagen noch eher gering.
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(ste/dpa)