Berlin. Der Mittelstandsverband (BVMW) sieht die beschlossene Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro durch die Bundesregierung mehr als kritisch. "Wir wissen um die allgemeine Zustimmung in der deutschen Politik zu dem Thema - dennoch dürfen wir die wirtschaftlichen Folgen der Entscheidung nicht aus den Augen verlieren", erklärt der Verbandsvorsitzende Markus Jerger in Berlin. Die Erhöhung sei ein alarmierender Verstoß gegen die Tarifautonomie der Wirtschaft und werde in weiterer Konsequenz zum Verlust von Unternehmen und von Arbeitsplätzen führen. Jerger: "An dieser Entscheidung werden insbesondere die kleineren Arbeitgeber in strukturschwachen Regionen deutlich zu knabbern haben."
Logistikpreise und Mindestlohnerhöhung schaden der Wirtschaft
Schon jetzt werden die mittelständischen Unternehmen von einer wahren Kostenlawine überrollt: Allein im letzten Pandemiejahr hat die Arbeitgeberseite über 1,6 Milliarden Euro mehr für Lohnkosten aufwenden müssen. Und aktuell wird der Mittelstand zusätzlich von explodierenden Energie-, Logistik- und Rohstoffpreisen bedroht. "Natürlich gibt es Branchen und Wirtschaftsregionen, die 12 Euro die Stunde zahlen können", betont Jerger. "Aber eine nicht durch Produktivitätszuwachs erzwungene Lohnsteigerung von 22 Prozent ist ungerechtfertigt und belastet gerade kleine mittelständische Unternehmen." Dies würde dem Verband auf breiter Front widergespiegelt.
Staat könnte mit Senkungen von Verbrauchsteuern Geringverdienern helfen
Der Mittelstandsverband sieht sich in seinen Warnungen bestätigt: "Der Mindestlohn ist zum bloßen Wahlkampfhelfer degradiert worden, und die Empfehlungen der Mindestlohnkommission wurden geflissentlich ignoriert", so der BVMW-Vorsitzende weiter. Er hätte Verständnis dafür, wenn sich die Mitglieder der Mindestlohnkommission nun aus diesem Gremium zurückziehen würden. Jerger: "Natürlich muss angesichts der Inflation Geringverdienern geholfen werden. Aber anstatt Lohnversprechungen zu Lasten der Unternehmen zu machen, hätte der Staat mit der gezielten Senkung von Verbrauchssteuern auf Energie, auf Strom oder Mineralöl oder mit einer Absenkung der Mehrwertsteuer genauso helfen können." (ste/dpa)