Hamburg. Das amerikanische Justizministerium hat sechs Mitglieder des auf Internetsabotage spezialisierten russischen Geheimdiensts GRU zur Fahndung ausgeschrieben. Die unter dem Codenamen „Sandworm“ bekannte Hackergruppe mit der Einheitsnummer 74455 hinterlässt seit Jahren eine breite Spur der Unterwanderung, des Hackings und Betrugs und der verdeckten Ausspähung. Darunter hatten nicht zuletzt internationale Transportunternehmen wie Maersk und Fedex zu leiden. Wie der Vize-Justizminister für nationale Sicherheit, John Deemers, bei der Bekanntgabe der formellen Anklage anfangs vergangener Woche sagte, richte Moskau für kleine taktische Vorteile „beispiellosen Schaden“ an.
Im Sommer 2017 hätten die IT-Gangster die Schadsoftware „NotPetya” in Gang gebracht, die zunächst Infrastruktur- und Regierungsanlagen in der Ukraine lahmlegen sollte. Sich selbst überlassen, infizierte die Software auf ihrem weiteren Weg überall unbeteiligte Unternehmens-Netze. Der Angriff legte zum Beispiel die Rotterdamer Terminals APM der weltgrößten Reederei Maersk lahm und befiel die Konzern-IT. Ähnliches musste die Fedex-Tochter TNT Express erleiden, sowie der US-Pharmakonzern Merck. Es kostete allein Maersk 300 Millionen Dollar, um die Beschädigungen zu reparieren und die IT der Gruppe wieder zum Laufen zu bringen. Ein Thema, über das man in Kopenhagen ungern spricht.
Noch größer der Schaden laut der offiziellen US-Anklage bei einheimischen, landseitig tätigen Firmen. Die Rede ist dabei von einer Milliarde Dollar. Immerhin will das FBI die Namen der verdächtigten GRU Offiziere kennen: Petr Nikolayevich Pliskin, Pavel Valeryevich Frolov, Sergey Vladimirovich Detistov und Yuriy Sergeyevich Andrienko. Zwei andere Personen – Anatoliy Sergeyevich Kovalev und Artem Valeryevich Ochichenko – klagt das FBI im Zusammenhang mit weiteren Hacker-Attacken an. Insgesamt geht die Schadensstrecke der GRU-Einheit weit über Maersk, Fedex oder Merck hinaus.
Dass die sechs Angeklagten je vor einem amerikanischem Gericht stehen werden, gilt als unwahrscheinlich. Insider vermuten nicht zuletzt wegen des Datums der Bekanntgabe der Anklagen vielmehr, dass der US-Seite mit dieser „Bloßstellung“ eines russischen Geheimdiensts an einem diplomatischen „Punktgewinn“ gelegen sein dürfte. (cfd/ja)