Ist der knuffig! Dieser Satz kam der Mehrzahl der vielen Passanten, die uns während der ersten Testfahrt mit dem ID. Buzz Cargo durchs sommerliche Kopenhagen begegneten, offensichtlich spontan in den Sinn. Viele reckten regelrecht die Hälse oder hoben lächelnd den Daumen. Hauptgrund für die Begeisterung ist das Retro-Design des neuen vollelektrischen Transporters, den Volkswagen ab sofort im Stammwerk Hannover produziert. Kein Geringerer als der kultige erste VW-Transporter T1 stand für seine Optik Pate.
3,9 Kubikmeter Fracht und damit bis zu zwei Europaletten passen in den ebenen Laderaum des Kastenwagens. Arrangieren müssen sich ID-Buzz-Eigner allerdings mit der 76 Zentimeter schmalen Schiebetüröffnung an der Seite, sowie mit der vergleichsweise hohen Ladekante von 63 Zentimetern. Geschuldet ist diese einerseits dem im Heck untergebrachten und die Hinterräder antreibenden Elektromotor samt Eingang-Getriebe, vor allem aber den unterflur verbauten Akkus mit einer Nettokapazität von 77 Kilowattstunden. Für bis zu 425 Kilometer soll eine Stromfüllung nach WLTP genügen. Auf der anderen Seite tragen die Batterien aber zum hohen Leergewicht des ID. Buzz Cargo bei. 2350 Kilo bringt der Stromer laut VW mindestens auf die Waage. Das ergibt für den Dreitonner wenig rekordverdächtige 650 Kilogramm Nutzlast, die sich mittels einer später folgenden Version mit höherem zulässigen Gesamtgewicht und/oder der ebenfalls später ins Programm findenden, kleineren und leichteren 57-kW-Batterie allerdings noch deutlich steigern lassen sollten.
Go-Kart-ähnliches Fahrgefühl
Keinerlei Kompromisse sind auf der Straße zu machen. Aufgrund des niedrigen Schwerpunkts vermittelt der ID. Buzz Go-Kart-Feeling und klebt auch dank der Mehrlenkerhinterachse in schnellen Kurven unbeeindruckt auf der Straße. Ebenfalls mit einem Wort beeindruckend fällt der Wendekreis von 11,1 Metern aus, der Radien ermöglicht, die man einem Kleinwagen kaum zutrauen würde. Überdurchschnittlich ist auch der Fahrkomfort, nicht nur wegen des kaum hörbaren Arbeitsgeräusches des E-Motors. Der stammt von den VW-ID-Pkw und leistet im ID. Buzz Cargo 150 Kilowatt und 310 Newtonmeter, die in allen Beladungszuständen souveräne Fahrleistungen bis zur abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h bringen.
Wer Letztere über einen längeren Zeitpunkt ausnutzt, wird sich allerdings frühzeitig nach einer geeigneten Lademöglichkeit umsehen müssen. Der VW-Stromer tankt am AC-Wechselstrom mit maximal 11 kW, deutlich schneller geht es dank des serienmäßigen 170-kW-Bordladers an der DC-Schnellladesäule.
Beim Bedienkonzept hat der ID.Buzz ebenfalls von den ID.-Pkw geerbt – inklusive aller Stärken und Schwächen. Zu ersteren zählen wir den 5,3 Zoll messenden Zentralbildschirm hinter dem Lenkrad, der sich übersichtlich auf die fürs E-Fahren relevanten Informationen beschränkt. Die Bedienung des ID. Buzz erfolgt dagegen größtenteils über den Touchscreen in der Mittelkonsole, was länger Gewöhnungszeit erfordert. Gleiches gilt für die berührungsempfindlichen Lenkradtasten und die fummeligen, sogenannten Slider für Lautstärke und Heizung unterhalb des Bildschirms. Bei Dunkelheit sind diese übrigens gar nicht bedienbar, da sie unverständlicher Weise unbeleuchtet bleiben. Hier gelobt Volkswagen in naher Zeit aber Besserung. Heute schon gut: Die dank schmaler Fensterstege beste Sicht auf das Geschehen vom Fahrerplatz aus, die unserer Meinung nach nur durch die für einen Kastenwagen schmal ausfallenden Außenspiegel getrübt wird.
Ab Herbst will Volkswagen die ersten Kastenwagen- und Pkw-Modelle des ID. Buzz auf unsere Straßen entlassen. Jährlich sollen bis zu 130.000 weitere Einheiten dazu stoßen zu Preisen ab 45.740 Euro für das Kastenwagenmodell. (bj)