Sauberer Wettkampf

Selbst die Dachluke eliminierte Scania bei diesem Testfahrzeug. Schließlich spart der Verzicht auf das "Loch" im Dach immerhin 15 Kilogramm Gewicht. Nur ein Beispiel für die radikale Diät, welche die Schweden dem 7,37 Tonnen leichten R 540 Highline verordneten - erst recht, weil Scanias Fernverkehrsbaureihe nicht unbedingt als Leichtgewicht bekannt ist. Gleiches gilt für den Mercedes-Benz Actros 1851, den der Hersteller sogar noch um 82 Kilo leichter hinbekam als den Scania. Umso überraschender die gewichtigen 7610 Kilo des FH. Die Volvo-Verantwortlichen haben schließlich schon oft bewiesen, dass sie den FH fast konkurrenzlos leicht konfigurieren können. Warum sie ausgerechnet bei diesem "power-blau" lackierten FH 500 I-Save darauf verzichteten, bleibt das Geheimnis der Göteborger. Verbrauch, Tempo und Gewicht zählen Denn wenig Pfunde auf der Waage sind der erste Schritt zu einer guten Platzierung beim Umweltranking "Green Truck", das die VerkehrsRundschau traditionell in jedem Jahr ausschreibt. Mindestens 500 PS und eine fernverkehrstaugliche Hochdachkabine müssen die Probanden mitbringen - drei Marken stellen sich dem Wettkampf. Zur Chancengleichheit ist außerdem eine neuwertige, identische Bereifung Pflicht (Michelin-X-Line-Energy). Alles andere, wie beispielsweise die Wahl der Hinterachsübersetzung, ist den Herstellern überlassen, um unseren auf 32 Tonnen ausgeladenen Fliegl-Testauflieger möglichst sparsam und mit passablem Durchschnittstempo über die genormte, 343 Kilometer lange VR-Profi-Testrunde zu ziehen. Für die gebotene Vergleichbarkeit an den verschiedenen Testtagen steht wie immer das redaktionseigene Referenzfahrzeug bereit in Form unseres Mercedes-Benz Actros 1845 samt beladenem Curtainsider von Schmitz Cargobull. Trotz der Wahlfreiheit bei der Gesamtübersetzung herrscht bei den Herstellern weitgehend Einigkeit, denn alle drei reisen mit ihrer längstmöglichen Abstimmung beim Green Truck 2020 an. Am weitesten treibt es der FH, dessen Drehzahlmesser bei Reisetempo 85 nur knapp über 1000 Touren vermeldet. Dass der Schwede (zum Testzeitpunkt war bei Volvo noch das Vormodell aktuell) trotzdem die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht, ist ein Verdienst des I-Save-Pakets. In dem ist unter anderem die Turbocompound-Turbine inklusive, die dem Turbolader nachgeschaltet ist und mit der immer noch vorhandenen Restwärme des Abgases ins Rotieren kommt. Diese so erzeugte Energie wirkt direkt auf die Kurbelwelle, mit dem Ergebnis von plus 300 Newtonmetern Drehmoment - bezogen auf den Normal-FH. Mit 2800 Newtonmetern, die sich zudem ab frühen 900 Touren entfalten, ist der Göteborger damit, bezogen auf seine beiden Wettbewerber, klar im Vorteil. Wovon in der Praxis lediglich drei steigungsbedingte Schaltungen auf der Testrunde zeugen. Zwischen 2500 und 2800 Newtonmeter Vor allem der Mercedes-Benz benötigt mit insgesamt 16 Gangrückstufungen deutlich mehr, was zum größten Teil am niedrigsten Drehmoment von 2500 Newtonmetern des Vergleichs liegen dürfte, das zudem ab 1100/min anliegt und damit am spätesten. Der dadurch entstehende Temponachteil gegenüber dem schnellen Volvo: vernachlässigbare 0,56 km/h (siehe Kasten unten). Zwischen den beiden Kontrahenten platziert sich der Scania im Tempo-Ranking. Ein Ergebnis mit dem man in Södertälje sicherlich gut leben kann, denn mit einem Durchschnittsverbrauch von 25,14 l/100 km liegt der R 540 Highline unangefochten vorne. Das entspricht einer CO2-Emission von 798 g/km, womit der Scania am klimaschonendsten unterwegs ist. Noch ein Wort zum Volvo: dass der FH 500 I-Save beim Verbrauch eine Lücke zu seinen beiden Wettbewerbern lässt, sollte man nicht überbewerten. Das Testfahrzeug hatte zum Testzeitpunkt jungfräuliche 12.000 Kilometer auf dem Tacho und hatte die verbrauchstreibende Einfahrphase damit längst noch nicht hinter sich gelassen. Das es vor allem das jüngst aufgefrischte FH-Modell besser kann, hat der Hersteller bereits bewiesen (siehe VR 38/2020). Der Scania sichert sich den Titel Mit dem besten Wirtschaftlichkeitsindex von 1,171, welcher sich aus dem niedrigen Verbrauchsergebnis, gepaart mit dem guten Abschneiden in den Wertungen Durchschnittsgeschwindigkeit und Leergewicht ergibt, trumpft hier am Ende aber der Scania R 540 Highline auf und sichert sich verdient die Auszeichnung "Green Truck 2020". Damit geht die begehrte Trophäe übrigens zum vierten Mal in Folge an den schwedischen Hersteller. Deshalb von unserer Seite ein doppelter Glückwunsch nach Södertälje! Mehr zum Thema finden Sie unter #GreenTruck www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag Green Truck 2020 Hersteller/Typ Euro-Norm Verbrauch Geschwindigkeit Gewicht Wirtschaftlichkeit* CO2e Scania R 540 Euro 6d 25,14 80,42 7370 1,171 798 MB Actros 1851 Euro 6d 25,75 80,17 7288 1,150 817 Volvo FH 500 I-Save Euro 6d 26,79 80,73 7610 1,112 850 Verbräuche ohne AdBlue-Anteil, * Durchschnittsgeschwindigkeit / (2 x Verbrauch) + (0,25 x Leergewicht), CO2e = CO2-Äquivalente In Kürze Die VerkehrsRundschau zeichnet jedes Jahr zusammen mit ihrem Schwestermagazin "Trucker" die umweltfreundlichsten Nutzfahrzeuge mit den Labeln Green Truck, Green Van und Green Light Truck aus. In das Umweltranking fließen die in unabhängigen Fahrzeugtests ermittelten Testergebnisse ein.

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