Fiat Scudo wird elektrisch

1995 wurde die erste Generation des Fiat Scudo vorgestellt. Über 20 Jahre hielt sich der Transporter auf dem Markt, erschien 2007 zudem in einer neuen Version und wurde dann, im Jahre 2016, vom Modell Talento abgelöst. Die Ära Scudo war für immer vorbei? Nein. Wie Ende des vergangenen Jahres angekündigt, hat Fiat das Modell wieder aufleben lassen und präsentiert es nun erstmals auch mit einem elektrischen Antriebsstrang. Der neue Scudo basiert auf der EMP2-Plattform, auf der auch einige andere Modelle der Stellantis-Gruppe aufsitzen. Für die Dieselversionen stehen zwei Aggregate (1,5 oder 2,0 Liter) zur Verfügung, welche ebenfalls bei den Konzerngeschwistern eingesetzt werden und in den Abstufungen 102/120/145/177 PS erhältlich sind. Die stärkste Motorisierung ist ausschließlich mit einem Achtgang-Autotmatikgetriebe zu haben; bei der 145 PS-Version kann man sich auch noch für den standardmäßigen Sechsgang-Handschalter entscheiden. E-Antrieb von Siemens Die Strom-Version des Scudo ist baugleich zum Peugeot E-Partner, Opel Vivaro-e, etc. und wird von einem 136 PS-starken Motor aus dem Hause Siemens angetrieben. Verfügbar sind zwei Batterien mit 50 und 75 kWh Kapazität. Die Reichweite mit dem größten Akku soll laut Fiat bei bis zu 330 Kilometern liegen. Bei der Präsentation kündigte Fiat zudem an, künftig keine CNG-Fahrzeuge mehr auf den Markt bringen zu wollen. Stattdessen konzentriere man sich eher auf Brennstoffzellentechnologien, welche als Plug-in-Hybride erscheinen könnten. Wobei auch hier gesagt sei, dass dies keine Fiat-eigene Entwicklung ist, sondern eine, die von Stellantis konzernübergreifend getätigt wird. Mit einer Höhe von unter zwei Metern ist der Scudo auch für niedrigere Einfahrten geeignetDen Elektro- und Verbrennerversionen gemeinsam sind die Aufbauversionen. Der neue Scudo erscheint als Kastenwagen, Doppelkabine und Fahrgestell. Drei Längen sind verfügbar: 4609mm (S), 4959mm (M) und 5309mm (L). Der Laderaum fasst je nach Version 4,6/5,3/6,1 Kubikmeter, wobei das Volumen durch eine Laderaumerweiterung an der Beifahrersitzbank jeweils noch um 0,5 Kubikmeter gesteigert werden kann. In Sachen Nutzlast hängt der Diesel (max. 1400 kg) seinen Elektrokollegen (max. 1187 kg) dann doch ein paar Meter ab. Auf die Straße geht es mit dem E-Scudo: Nach dem Anlassen via Start-Stopp-Knopf wählt man einen der drei Fahrmodi (Eco, Normal, Power) aus. Vor dem Fahrer erscheint ein Head-Up Display, welches während der Fahrt wichtige Infos an den Fahrer weitergibt. Neben der Geschwindigkeit hat man so auch Informationen wie den Status des Tempomaten oder die erlaubte Höchstgeschwindigkeit direkt vor Augen – ein sehr brauchbares Feature. Rekuperation im E-Scudo Selbstverständlich kann Mann oder Frau hinter dem Lenkrad während der Fahrt zwischen dem normalen Drive-Modus und dem B-Mode wählen, welcher eine Energierückgewinnung beim Bremsen bietet. Ist bei manch anderen Transportern der Marktbegleiter noch aufgefallen, dass die sogenannte Rekuperation manchmal zu ruppig eingreift, ist beim Fiat das Gegenteil der Fall: Die Verzögerung dürfte gefühlt gerne noch etwas stärker sein, oft ist man gezwungen, zusätzlich noch das Bremspedal zu drücken. Eine zweite Stufe der Rekuperation gibt es nicht. Die Fahrt mit dem E-Scudo verläuft ansonsten natürlich leise, vom Motor gibt es nur ein leises Surren zu hören. Etwas schade ist, dass zwischen Kabinenrücken und Laderaum lediglich eine Blechwand ohne Bezug zu finden ist. Das sieht erstens nicht schön aus und führt auch dazu, dass sich viele Rumpel- und Wummergeräusche direkt ins Cockpit übertragen. Noch ein Wort zu den Fahrmodi: Besonders groß wird der Unterschied, wenn man in den Power-Modus schaltet, denn dann erhält der E-Scudo deutlich mehr Zug. Zwischen Normal und Eco ist der Unterschied nicht so gravierend. Zudem bietet der Transporter auch noch ein Drehrad, über welches die Traktion eingestellt werden kann. Das soll helfen, wenn es beispielsweise über unbefestigte Straßen geht. Nach unserer kurzen Testfahrt bleiben folgende Eindrücke des E-Scudo hängen: Brauchbarer E-Antrieb, ordentliches Handling und eine gute Abstimmung, insbesondere für den Stadtverkehr. Hier spielt der Transporter auch seine Stärken aus – auf der Autobahn dürfte die Reichweite deutlich unter die 300 Kilometer-Marke rutschen. Knöpfe über Knöpfe Abgesehen von dem Multifunktionsbildschirm in der Mittelkonsole, der Funktionen wie Radio, Navi und Rückfahrkamera beheimatet, findet sich im E-Scudo kein weiterer Touch-Bildschirm. Fiat, respektive Stellantis, setzt auf die gute alte Knopf-Bedienung. Teilweise kann es hilfreich sein, sich schon vor der Fahrt die ein oder andere Funktion zu Gemüte zu führen. Ein Beispiel: Der Hebel, an dem über gefühlt sieben Knöpfe der Tempomat programmiert wird, verschwindet nämlich komplett hinter dem Lenkrad. Während der Fahrt ist das komplette Bauteil nicht sichtbar, weshalb man im Blindflug den Tempomaten einstellen muss.Im Cockpit des E-ScudoAnsonsten bietet das Cockpit einige Ablagemöglichkeiten, wobei besonders die verschließbaren Staufächer nur klein ausfallen. Praktisch ist ein kleiner Arbeitstisch, welcher sich aus dem Sitz neben dem Fahrer ausklappen lässt. Das Thema mit dem Ladestecker Nach gewisser Zeit will auch der E-Scudo wieder mit frischem Strom versorgt werden. Das gelingt wahlweise über den AC-Lader (max. 11kW) oder die DC-Schnelladung mit bis zu 100 kW. Ärgerlich ist ein ums andere Mal die Platzierung des Laders vorne links, welcher damit auf der Verkehrsseite liegt. Bedeutet: Lädt man in einer parallel zur Fahrbahn verlaufenden Parkbucht, muss man sich zum Anstecken auf die Straße begeben und das Kabel diagonal über oder unter dem Auto zur Station legen. Praktisch ist das nicht. Wer den E-Scudo als Kastenwagen sein Eigen nennen will, für den beginnt die Preisliste bei 37.900 Euro netto in der kleinsten Version. Für die große Batterie müssen in jedem Fall mehr als 40.000 Euro netto an Fiat überwiesen werden. (ff)

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