Auch wenn bei der sogenannten Wintererprobung die Einflüsse von extremer Kälte auf Handling, Ergonomie und Komfort der neuen eTrucks getestet wurde, so standen trotzdem Themen wie Startverhalten, Kälteabsicherung, Thermomanagement und Ladeverhalten im Vordergrund. Dazu Dr. Christof Weber, Head of Global Testing Mercedes-Benz Trucks: „Die Erprobung unserer Produktpalette unter extremen Winter-Bedingungen ist auch in Sachen alternativer Antriebe ein wesentlicher Bestandteil unserer Fahrzeugentwicklung. Denn Transportunternehmen müssen sich genauso auf unsere E-Lkw verlassen können.“
Um diese Verlässlichkeit auf den Prüfstand zu stellen, unterzog Mercedes sowohl die Prototypen des batterieelektrischen eActros LongHaul, dessen Serienreife für 2024 geplant ist, wie auch des batterieelektrischen eActros 300 als Sattelzugmaschine für den Verteilerverkehr umfangreichen Tests. Bereits auf der Fahrt nach Finnland nahmen die Entwicklungsingenieure sämtliche Funktionen und Systeme des eActros 300 unter die Lupe. Eines der Ziele war die optimale Abstimmung der neuen Assistenzsysteme, etwa die Unterstützung beim Spurwechsel als Teil des aktiven Abbiege-Assistenten oder die aktive Spurführung beim Active Drive Assist. Da außerdem mehrere Landesgrenzen zu passieren waren, konnte auch der Einfluss von länderspezifischen Spurmarkierungen, Verkehrszeichen oder digitalen Kartendaten auf die Performance der in den Lkw verbauten Assistenzsysteme gemessen werden.
Wie reagiert der E-Lkw auf Kälte?
Vor Ort legten die Experten besonderes Augenmerk auf das Verhalten der Batterien und des elektrischen Antriebsstrangs bei widrigen Witterungsverhältnissen. Zu diesem Zweck wurden unter anderem das Startverhalten sowie die Kälteabsicherung der Antriebskomponenten, Software und Schnittstellen überprüft. Zudem wurden das Thermo- und Energiemanagement intensiv getestet. Beides sorgt dafür, dass sowohl der Antriebsstrang als auch die Fahrerkabine selbst bei tiefen Temperaturen richtig und energieeffizient temperiert sind.
Hierbei zeigte sich, dass der eActros das Fahrerhaus schneller erwärmt als ein Diesel-Lkw. Da die Energie aber den Batterien entnommen wird, reduziert sich die Reichweite. In dem Fall empfiehlt sich das sogenannte Pre-Conditioning beziehungsweise die energieeffiziente Vorklimatisieren des E-Lkw an einer Ladesäule – was deutlich an Reichweite bringt. Die erstmals auf der IAA Transportation 2022 in Hannover vorgestellte Modellvariante des eActros 300, die in der zweiten Jahreshälfte 2023 in Serie geht, verfügt über drei Batteriepakete mit jeweils 112 kWh und ermöglicht eine Reichweite von bis zu 220 Kilometern ohne Zwischenladen.