Resilient für die VUCA-Welt

"Lawinen in Zeitlupe": Mit diesem Bild beschreibt das Zukunftsinstitut die Megatrends unserer Zeit. "Sie entwickeln sich zwar langsam, sind dabei aber enorm mächtig. Sie wirken auf allen Ebenen der Gesellschaft und beeinflussen so Unternehmen, Institutionen und Individuen." Als Triebkräfte des Wandels sind die Megatrends vielschichtig, sie beeinflussen und verstärken sich gegenseitig in der Wirkung. Sie reichen von der Neo-Ökologie über den demografischen Wandel und die Globalisierung bis hin zu Konnektivität, New Work, Urbanisierung und Mobilität. Pandemie beschleunigt Wandel Megatrends bilden damit den übergeordneten Rahmen, in dem sich auch die Logistik entwickeln kann und muss. Es geht um neue Geschäftsmodelle, um Datenanalyse und künstliche Intelligenz, um neue Formen der Arbeit und der Mensch-Maschinen-Kollaboration, um intelligente Mobilität und intelligente Städte, um Glokalisierung, also das Nebeneinander von Globalisierung und seiner lokalen und regionalen Zusammenhänge, und um den grünen Planeten sowie neue Formen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Blicken wir auf das Jahr 2030, sind in der Stückgutlogistik bereits heute grundlegende Weichen gestellt. Die Pandemie hat Veränderungen in den globalen Supply Chains (Wertschöpfungsketten - Anm. der Redaktion) noch einmal beschleunigt. Entsprechend verändern sich auch die Kundenerwartungen. Hinzu kommen der Fahrer- und Fachkräftemangel, die rasant fortschreitende Digitalisierung sowie der Klimawandel und dessen Auswirkungen auf unser Leben, unsere Arbeit und unsere Mobilität. Es handelt sich hierbei nicht um Momentaufnahmen, bei denen es mit einem bloßen Innehalten und Abwarten getan wäre. Es ist vielmehr deutlich erkennbar, dass die Veränderungen in der Supply Chain weiter anhalten werden. Die Herausforderung liegt in der Stabilität der Produktionsnetze, die grundlegend ist für arbeitsteilige, umfassend vernetzte Ökonomien. Die derzeitige Verknappung von Chips und Halbleitern sowie diversen Baustoffen unterstreicht die steigenden Abhängigkeiten in den Supply Chains, auf die es dringend entsprechende Antworten zu geben gilt. Ein Beispiel: Um Produktionssicherheit zu erreichen, sind höhere Lagerbestände und neue Lagerstandorte zu erwarten. Das heißt zugleich, dass dem Anlagevermögen eine wachsende Bedeutung zukommt - alles hängt eben mit allem zusammen. Zukunftsfeste Supply Chains Um den von den Kunden forcierten Veränderungen der Bestandsstrukturen gerecht zu werden, müssen die Warehouse-Kapazitäten angepasst und neue Consultingund Kontraktlogistik-Angebote geschaffen werden. Dies mit sicheren und jederzeit transparenten Prozessen zu verbinden, ist bei Dachser die Aufgabe eines krisenresilienten europäischen Netzwerks, das getragen wird durch ein einheitliches Regelwerk und ein integriertes IT-System. Daraus ergeben sich dann immer wieder Lösungsansätze für zukunftsfeste Supply Chains, etwa über die Standardisierung und Harmonisierung der Prozesse und ein proaktives Qualitätsmanagement entlang der gesamten Transportkette. All dies deckt sich mit den gestiegenen Erwartungen der Kunden an die Logistikdienstleister. Im Fokus sind dabei gerade auch außerplanmäßige Ereignisse wie eine Pandemie, Staus auf den Handelswegen oder streikbedingte Produktionsausfälle. Der Logistikdienstleister wird dabei ein wichtiger Teil des Risikomanagements und der Sicherstellung der weltweiten Beschaffung, etwa indem er ausreichend Kapazitäten auf allen Transportwegen zur Verfügung sicherstellt. Hinzu kommen "Omni-Channel"-Trends, die zu einer Verschmelzung und Ausdifferenzierung von Online-offline-Vertriebswelten führen. Dazu bedarf es einer entsprechenden einheitlichen Systemlandschaft des Logistikdienstleisters, die hoch anschlussfähig ist für die Systeme der Kunden. Für viele Fragen gibt es digitale Antworten Um Kundenerwartungen adäquat zu bedienen und neue Lösungsstrategien zu entwickeln, sind vorrangig eine umfassende Analyse und ein grundlegendes Verständnis der veränderten Kundenerwartung gefragt. Bei der Prognose der Kapazitätsbedarfe leisten geeignete Technologien, zum Beispiel aus dem Feld der künstlichen Intelligenz, wertvolle Dienste. Dies hilft auch bei der Sicherung der benötigten Kapazitäten durch eine vorausschauende, auf gegenseitigem Vertrauen basierende Bindung von Transportunternehmen. Auf viele Fragen unserer Zeit gibt es digitale Antworten. Allerdings nicht auf alle. Der Mensch ist und bleibt in der Logistik unverzichtbar. Wir sprechen deshalb von einem cyber-sozio-physischen System, bei dem die Daten- und physischen Warenströme ineinanderfließen und durch den Menschen zum passgenauen Fulfillment geführt werden. Umso schwerer wiegt der weiter voranschreitende Fahrer- und Fachkräftemangel, dem sich unsere Branche zu stellen hat. Das Handelsblatt berichtet, dass derzeit in Deutschland rund 60.000 bis 80.000 Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer fehlen. Und die Lücke wird jedes Jahr um 15.000 Fahrer größer. Die qualifizierte Ausbildung von Fahrern zieht eine hohe Investition für die Transportunternehmen nach sich. Unser Unternehmen hat deswegen über seine Dachser Service und Ausbildungs GmbH schon vor Jahren die Initiative ergriffen und Berufskraftfahrer selbst ausgebildet, auch in 2021 gab es wieder 90 Starts. Angesichts des hohen Bedarfs ist die Trendwende am Fahrermarkt allerdings nur in einer Gemeinschaftsanstrengung der Branche zu schaffen, die sich angesichts der damit verbundenen Kosten auch in der Weiterentwicklung von Vergütungsstrukturen und in einer höheren Wertschätzung für Fahrer und Fachkräfte niederschlagen muss. Für die Unternehmen verbindet sich damit zugleich der Auftrag, sich gegenüber möglichen Bewerbern noch deutlicher als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, beispielsweise über flexible Arbeitsmodelle und neu gestaltete Arbeitswelten. Bei den Megatrends nimmt die Digitalisierung eine zentrale Rolle ein. In der Logistik ist sie seit Langem über die umfassende Verknüpfung von Informations- und Warenströmen allgegenwärtig. Die digitale Transformation betrifft dabei alle internen und externen Transaktionen und Prozesse von Logistikdienstleistern und verändert die gewachsenen Daten- und Prozesslandschaften, was hohe Investitionsbedarfe nach sich zieht. Hinzu kommt, dass neue Wettbewerber ("Digital Freight Forwarder") mit neuen Technologien auf den Markt drängen und die Branche unter Druck setzen. Sinnvolle Synthese mit Digitalisierung Jede Herausforderung ist immer auch eine Chance. Für "digitalisierte Logistiker" besteht sie in einer Synthese von physischen Stärken und den Möglichkeiten der Digitalisierung. Mehrwert durch solche integrierten digitalen Lösungen in einem cyber-sozio-physischen System entsteht beispielsweise durch gezielte Qualitätsund Produktivitätssteigerung im Zuge der Automatisierung von Prozessen oder durch die Erhöhung von Usability und Transparenz für Kunden und Mitarbeiter bei digitalen Transaktionen. Den Takt für alle Zukunftsstrategien, nicht nur von Logistikdienstleistern, geben der immer offenkundigere und alarmierende Klimawandel und das Erreichen beziehungsweise teilweise Überschreiten der planetaren Grenzen vor. Damit steigt deutlich die Erwartungshaltung der Politik, der Stakeholder, der Kunden, aber auch der eigenen Mitarbeiter an Logistikdienstleister hinsichtlich eines konsequenten, zielführenden nachhaltigen Handelns. Gerade Kunden mit eigenen Klimaschutzzielen richten dabei mittlerweile klare Erwartungen an ihre Dienstleister in Bezug auf deren Informationen und Maßnahmen zur Nachhaltigkeit. Dazu gehören Forderungen nach entsprechenden Zertifikaten und Audits sowie nach dem Nachweis von CO2-Daten und Treibhausgas-Berechnungen gemäß international gültiger Normen und Standards. Dies zieht geradezu zwangsläufig auch eine Erhöhung der Transportkosten nach sich. Klimawandel als Taktgeber Dachser stützt seine Nachhaltigkeitsstrategie entsprechend auf drei Grundpfeiler: Effizienz, Innovation und integrative Verantwortung. Das heißt: Es geht um effiziente Logistikprozesse, Energieeinsparungen und technische Innovationen, um die Treibhausgasemissionen im Einklang mit dem Zwei-Grad-Ziel des Pariser Abkommens sowie den Klimaschutzzielen der Europäischen Union und vieler weiterer Staaten zu verringern. Wir arbeiten dazu mit Kunden und Partnern zusammen, die ebenfalls aktiv den Wandel der Logistik hin zu Niedrig- und Null-Emissionstechnologien gestalten wollen. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden eng in die Klimaschutzaktivitäten einbezogen. Hinzu kommt das soziale und gesellschaftliche Engagement jenseits der direkten geschäftlichen Interessen des Unternehmens, zum Beispiel seit 2005 mit dem Kinderhilfswerk "Terre des hommes". Megatrends aktiv mitgestalten Das Innovationsprojekt "Climate Protection" ist bei Dachser "Chefsache" und als strategische Initiative im Auftrag des Vorstands definiert. Es ist auf konkretes Handeln ausgerichtet. Bis Ende 2022 werden wir in mindestens elf europäischen Metropolregionen die emissionsfreie Zustellung in der Innenstadt einführen und in entsprechende Fahrzeuge investieren. Und ab Januar 2022 werden wir weltweit ausschließlich regenerativ erzeugten Strom beziehen. Hinzu kommen im ersten Schritt der Neubau und die Erweiterung von Fotovoltaikanlagen auf den Dächern der europäischen Dachser-Logistikanlagen und -Bürogebäude. Bis 2025 wird die heutige Kapazität mehr als vervierfacht, auf dann über 20.000 kWp (Kilowatt-Peak) installierte Leistung. Fazit: Die Herausforderungen für die Stückgutlogistik auf dem Weg nach 2030 sind groß und komplex. Es kommt für uns als Logistikdienstleister darauf an, die vielen gleichzeitigen Abläufe in ihrer Komplexität zu verstehen und aus einer 360-Grad-Perspektive eigene Lösungsansätze zu entwickeln und so die anstehenden Veränderungen und Megatrends aktiv mitzugestalten. Die sich daraus ergebenden Möglichkeiten sollten aber die Risiken und Brüche mit dem Gewohnten bei Weitem überwiegen. Der französische Dichter Victor Hugo hat dazu einmal sehr treffend die Richtung gewiesen: "Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte, für die Mutigen die Chance." Burkhard Eling, Chief Executive Officer (CEO) von Dachser Autor: Burkhard Eling, CEO von Dachser Burkhard Eling ist seit 1. Januar 2021 Chief Executive Officer (CEO) des Speditions- und Logistikunternehmens Dachser in Kempten. Eling absolvierte sein Studium zum Diplom-Wirtschaftsingenieur an der Technischen Universität in Braunschweig. Seine berufliche Karriere startete er bei der Hochtief AG. Danach verantwortete er bei der Philipp Holzmann AG das operative Controlling der Auslandsgesellschaften des Baukonzerns. 2002 stieg er beim Engineering- und Servicekonzern Bilfinger ein. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag in der Betreuung der ausländischen Konzerngesellschaften. Ab 2004 leitete er den Zentralbereich Group Controlling, 2006 übernahm er die Leitung des Zentralbereichs Revision. 2008 wurde Eling CFO des US-Baudienstleisters Centennial Contractors Enterprises in Virginia, USA, einer Tochter von Bilfinger. 2010 wurde er CFO und Geschäftsführer von HSG Zander International. Glossar - Open Logistics Foundation Dachser, DB Schenker, Duisport und Rhenus gründeten 2021 die Open Logistics Foundation. Zweck der gemeinnützigen Stif-Zweck der gemeinnützigen Stif-Zweck der gemeinnützigen Stif tung ist der Aufbau einer europäischen Open-Source-Community mit dem Ziel, die Digitalisierung in Logistik und Supply-Chain-Management auf Basis von Open Source voranzutreiben und logistische Prozesse durch De-facto-Standards zu vereinheitlichen.

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