Alternative Kraftstoffe für schwere Lkw: Die besten Optionen im Überblick
Der unvermeidliche Abschied vom Diesel fordert die Transportbranche. Während die EU, USA und China Klimaneutralität bis 2050 bzw. 2060 anstreben, müssen Unternehmen schon jetzt passende alternative Kraftstoffe wählen. Über 7.000 Firmen haben sich bereits Klimaziele gesetzt, doch ein Patentrezept gibt es nicht. Die Wahl hängt von Standort, Infrastruktur und Betriebsanforderungen ab.
Klimabilanz von Kraftstoffen: Eine ganzheitliche Betrachtung
Bei der Entwicklung alternativer Kraftstoffe steht die Reduktion von Kohlenstoffemissionen im Mittelpunkt. Dabei reicht es nicht aus, nur die direkten Auspuffemissionen zu betrachten. Der gesamte Lebenszyklus eines Kraftstoffs muss analysiert werden - von der Erzeugung bis zur Nutzung. Dies zeigt sich besonders bei der Elektromobilität: Ein batterieelektrischer Lkw weist mit Ökostrom eine sehr günstige Klimabilanz auf. Mit Kohlestrom verschlechtert sich diese erheblich. Ähnliche Effekte zeigen sich bei Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen.
Alternative Kraftstoffe können trotz geringer direkter Klimaauswirkungen andere Umweltprobleme verursachen. So trägt hydriertes Pflanzenöl (HVO) aus Palmöl zur Entwaldung bei. Eine großflächige HVO-Produktion könnte die Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung beeinträchtigen. Eine umfassende Lebenszyklusanalyse, die auch Herstellung und Entsorgung der Fahrzeuge einbezieht, ist daher für die Bewertung verschiedener Antriebskonzepte unerlässlich.
Ausbau der Infrastruktur für alternative Kraftstoffe in Europa
Die Europäische Union treibt den Wandel zu alternativen Kraftstoffen mit konkreten Zielvorgaben voran. Die 2023 eingeführte AFIR-Verordnung sieht vor, dass bis 2030 entlang der wichtigsten europäischen Autobahnen alle 60 Kilometer öffentliche Schnellladestationen für Lkw installiert werden. Parallel dazu soll ein Wasserstofftankstellennetz entstehen, das Pkw und Lkw alle 200 Kilometer Tankgelegenheiten bietet. Besonders dynamisch entwickelt sich der LNG-Sektor, dessen Tankstellennetz von 250 Stationen im Jahr 2020 auf über 700 gewachsen ist und bis 2030 auf 2000 Stationen anwachsen soll. Die Produktionskapazitäten werden ebenfalls ausgebaut - neue Bio-LNG-Anlagen entstehen in Schweden und Deutschland, die weltweite HVO-Produktion wächst und die Zahl der Wasserstoffprojekte steigt auf über 1.400 Vorhaben.
Was ist heute schon möglich?
Die Revolution ist bereits in vollem Gange: Batterie-elektrische Lkw bewältigen schon heute problemlos Strecken von bis zu 300 Kilometern, in der nächsten Generation, die beispielsweise Volvo Trucks 2025 auf den Markt bringen wird, sogar bis zu 600 Kilometer. Die Ladeinfrastruktur wächst kontinuierlich, insbesondere in städtischen Gebieten und entlang wichtiger Transportwege. Bio-LNG und HVO setzen sich in verschiedenen Ländern als Übergangstechnologien durch. Große Energiekonzerne investieren erheblich in Produktion und Infrastruktur. Volvo wird zudem im Jahr 2026 mit Kundentests von Lkw beginnen, die Wasserstoff in Verbrennungsmotoren nutzen. Diese Lkw werden voraussichtlich gegen Ende dieses Jahrzehnts auf dem Markt erhältlich sein.
Fazit
Für Unternehmen ist vor allem entscheidend, welche Kraftstoffe lokal verfügbar sind, wie sich die Kosten entwickeln und ob Tank- bzw. Lademöglichkeiten zum Geschäftsbetrieb passen.