Hamburg. Auf den weltweiten Schifffahrtsmärkten setzt sich der Erholungstrend weiter fort. Zu dieser Einschätzung kommt jetzt auch das auf Schiffsemissionsen spezialisierte Fondshaus Hamburg (FHH) in seinem aktuellen Marktreport, der der Entwicklung in den unterschiedlichen Segmenten Rechnung trägt.
FHH-Geschäftsführer Jens Brandis spricht von einer "spürbaren" Belebung des Marktes, allen voran in der Containerschifffahrt, die aus seiner Sicht der "Überraschungsgewinner" ist. "Der anziehende Welthandel dreht das Wachstum des Containerumschlags in die schwarzen Zahlen", bewertet Schifffahrtsfachmann Brandis jenen Teilmarkt, der im Herbst 2008 als erster die Folgen der sich anbahnenden Weltwirtschaftskrise zu spüren bekam.
Ein konkreter Beleg für die positive Trendwende ist für Brandis die Entwicklung bei den Charterraten für Containerfrachter. Sie seien bei bestimmten Typen teilweise um mehrere hundert Prozent gegenüber dem Vorjahr 2009 gestiegen. Ein 2500-TEU-Schiff beispielsweise verteuerte sich gegenüber dem Vorjahresberichtszeitraum nach Erhebungen des FHH um bis zu 278 Prozent. Für Schiffe bis zu 3000 TEU hält Brandis sogar eine extreme Verknappung für möglich. Gut im Rennen seien auch Containerschiffe mit einer Transportkapazität von 3500 bis 4400 TEU. Bei den Charterraten für Containercarrier sieht Brandis auch in nächsten Monaten – einen weiter anziehenden Welthandel unterstellt – noch "ein hohes Entwicklungspotenzial". Ein wichtiger Grund: Trotz der bereits erfolgten Ratenverbesserung lägen die Charterpreise "noch immer um 52 Prozent unter dem fünfjährigen Mittel".
Rückenwind verspürt auch das Tanker-Segment, das 2009 "stark gebeutelt war". Für Super-Tanker (VLCC) und die Suezmax-Riesen konnte die Eigentümer im aktuellen Berichtszeitraum um bis zu 35 Prozent höhere Charterraten im Markt durchsetzen. Angesichts einer positiven Markteinschätzung lägen für Suezmax-Tanker wieder vermehrt Neubestellungen vor.
Bei den Massengutfrachtern macht Schifffahrtsfachmann Brandis für den aktuellen Betrachtungszeitraum eine "vergleichsweise moderate" Verbesserung der Chartern aus. So stiegen die Raten für Panamax-Bulker gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent, während es bei Handysize- und Handymax-Bulkern Verbesserungen in der Bandbreite von 16 bis 26 Prozent gab. Bei den Charterpreisen für Massengutschiffe konnte bereits im zweiten Halbjahr 2009 eine Verbesserung ausgemacht werden. Der wachsende Rohstoffbedarf Chinas war für dieses Segment ein entscheidender Impulsgeber. Die in der Massengutschifffahrt tätigen Reedereien reagieren auf das Wachstum mit der reichlichen Vergabe von Neubaufträgen. Brandis macht ein Bestellverhalten aus, "als hätte es nie eine Krise gegeben". Der Löwenanteil der Neubestellungen umfasst dabei Bulker der Capesize-Klasse. (eha)