Södertälje/München. Der Volkswagen-Konzern fährt erste Erfolge aus der im Sommer geglückten Komplettübernahme seiner schwedischen Nutzfahrzeugtochter Scania ein. Die Schweden und die zweite LKW-Tochter unter VW-Dach, MAN aus München, haben eine Zusammenarbeit bei Getrieben besiegelt. Das erfuhr die Nachrichtenagentur dpa in Hannover am Wochenende aus Branchenkreisen.
Die teuren Herzstücke der Fahrzeuge sind ein erheblicher finanzieller Hebel. Durch die Kooperation sollen ab 2016 insgesamt bis zu 500 Millionen Euro eingespart werden - gerechnet über den mehrjährigen Zeitraum der Getriebegeneration. Es handele sich um das zentrale Vorzeigeprojekt der aktuellen Bemühungen für die bessere Verzahnung der Partner, berichteten die Kreise. Scania und MAN wollen den Plan Anfang der Woche auf der Messe IAA vorstellen.
VW hatte Scania im Sommer für fast sieben Milliarden Euro komplett geschluckt. Zuvor waren gemeinsame Sparbemühungen an mehreren Punkten unmöglich. Das lag einerseits an rechtlichen Hürden, wonach sich die beiden Nutzfahrzeugspezialisten trotz der Allianz im selben Konzern keine Freundschaftspreise machen durften. Andererseits fehlte den Wolfsburgern schlicht der volle Durchgriff auf die Schweden, der mit dem Herauskaufen der restlichen Minderheitsaktionäre nun möglich ist.
Die größte LKW-Getriebekompetenz im VW-Konzern liegt bei Scania
Details der Kooperation waren zunächst noch unklar. Die größte LKW-Getriebekompetenz im VW-Konzern liegt bei Scania. Fest steht, dass MAN bisher bei den Getrieben auch auf Zulieferer setzt. Ein Konzernsprecher wollte die dpa-Informationen nicht kommentieren.
MAN plant derzeit Kurzarbeit - Auslöser ist die schwache Auftragslage und damit verbunden die schwächere Auslastung. Diesen Dienstag (23.) startet die Nutzfahrzeug-IAA mit dem ersten von zwei Pressetagen. Die Wolfsburger wollen eine schlagkräftige Allianz aus ihren drei Nutzfahrzeugmarken formen: MAN, Scania und VW-Nutzfahrzeuge (VWN). Die Zusammenarbeit der drei Partner soll laut Plan schon bis Ende des Jahres zu rund 200 Millionen Euro an Einsparungen führen.
Laut VW war es bislang „nicht möglich, das volle Potenzial einer engeren operativen Zusammenarbeit zwischen Volkswagen und Scania sowie zwischen MAN und Scania zu realisieren”. Doch mit dem vollständigen Durchgriff auf Scania traut sich VW nun weitere Einsparungen von insgesamt jährlich mindestens 650 Millionen Euro zu. Dieses Ziel soll aber erst in den nächsten 10 bis 15 Jahren erreicht sein.
Dazu sollen Forschung und Entwicklung noch stärker Hand in Hand betrieben sowie der gemeinsame Einkauf zu niedrigeren Preisen vorangetrieben werden. Ein anderer Hebel sind Kooperationen wie die bei den Getrieben. Dass sich der Großteil der möglichen Effekte bei den Nutzfahrzeugen erst Mitte oder Ende des nächsten Jahrzehnts auswirken würde, liegt unter anderem an den langen Modellzyklen von Lastwagen und Bussen. Weil von den Modellen viel weniger Exemplare als von den meisten PKW verkauft werden, müssen sie ihre hohen Entwicklungskosten über einen längeren Zeitraum wieder einspielen. (dpa)