Frankfurt/Main. Die Verkehrspolitiker von Bündnis90/Grüne sollen den Feldversuch mit Lang-LKW in Deutschland unterstützen. Dazu ruft Ralf Fücks, Vorsitzender der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, im Interview mit der VerkehrsRundschau auf.
„Man kann die Argumente, die für längere Fahrzeugeinheiten sprechen, nicht einfach wegwischen. Die Branche spricht davon, dass sich CO2-Emissionen und Verkehrsaufkommen bis zu 20 Prozent reduzieren lassen. Das sollte in der Praxis getestet werden“, sagt Fücks, der bereits an mehreren Wahlprogrammen der Grünen mitgewirkt hat.
Erproben und gründlich auswerten
Entscheidend sei, wie am Ende die Umweltbilanz und die Kostenrechnung von Lang-LKW aussehen. „Geht es hier lediglich um Kostenersparnisse für die Wirtschaft oder gibt es auch eine Entlastung für Umwelt und Bevölkerung? Das sollte man erproben und dann gründlich auswerten“, so Fücks, der Anfang der 1990er Jahre Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz sowie zweiter Bürgermeister des Landes Bremen war.
Die Bahn muss selbst leistungsfähiger
Fücks spricht sich auch gegen den Ansatz einiger führender Grüner Verkehrspolitiker aus, dass die Bahn vor dem Lang-LKW geschützt werden müsste. „Es macht keinen Sinn, Effizienzgewinne im Straßenverkehr zu verhindern, um die Bahn zu schützen. Die Bahn muss selbst leistungsfähiger werden“, sagt Fücks. Vielmehr könnten Effizienzgewinne durch den Einsatz von Lang-LKW vom Staat teilweise abgeschöpft und in die Schiene investiert werden. „Das wäre eine Win-win-Situation für Ökonomie und Ökologie“, so Fücks.
Grüne gegen Lang-LKW-Feldversuch
Die Partei Bündnis 90/Grüne spricht sich seit Jahren vehement gegen den in Deutschland laufenden Feldversuch für LKW mit einer Gesamtlänge von 25,25 Meter aus. Verschiedene Bundesländer mit Grüner Regierungsbeteiligung boykottieren den Feldversuch des Bundes und verweigern den Lang-LKW die Durchfahrt. Kritiker monieren, dass durch diese Haltung insbesondere großer Flächenländer wie Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg kaum wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem Feldversuch gezogen werden können, da viele Unternehmen sich nicht am Feldversuch beteiligen können und sinnvolle Verkehre mit Lang-LKW nicht durchführbar sind. (ak)
Komplettes Interview in VR 28/2014
Das komplette Interview mit dem Vorsitzenden der Heinrich-Böll-Stiftung, Ralf Fücks, lesen Sie in der VerkehrsRundschau 28/2014, die am 11. Juli 2014 erscheint (als E-Paper ab 10. Juli, 17 Uhr unter www.verkehrsrundschau.de/epaper).