Rotterdam/Antwerpen/Zeebrügge. Deutlich schneller und in der Gütermenge auch erheblich kräftiger als noch vor einem Jahr zu erwarten war, haben sich Westhäfen von den Folgen der Weltwirtschaftskrise 2010 erholen können. Sowohl Rotterdam als auch die beiden belgischen Nachbarhäfen Antwerpen und Zeebrügge werden das laufende Jahr mit neuen Umschlagrekorden abschließen. Die Hafenverwaltungen der drei Westhäfen legten kurz vor Jahresende ihre vorläufigen Umschlagzahlen auf den Tisch.
„Neues Rekordergebnis“, lautet die knappe Meldung aus dem Rotterdamer Hafen. Rund 430 Millionen Tonnen (t) werden in diesem Jahr über die Terminals des Maashafens bewegt und damit gut zehn Prozent mehr als 2009. Umschlagzuwächse stellten sich sowohl im Stückgut- als auch im Massengutbereich ein. Der Containerumschlag liegt um rund zehn Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Marktführerschaft im Containersegment hält dabei in Rotterdam unangefochten das zum chinesischen Hutchison -Konzern gehörende Hafenunternehmen ECT. Auf dessen Anlagen entfielen in diesem Jahr allein gut sieben Millionen TEU. Damit konnte das Spitzenergebnis von 6,3 Millionen TEU aus dem Jahr 2008 noch getoppt werden. Das Containeraufkommen als Ganzes liegt bei gut elf Millionen TEU (plus 14 Prozent). Rotterdams Erfolg gründet sich zu einem nicht unwesentlichen Teil auf der hohen Umdrehungszahl des deutschen Außenhandelsmotors, und zwar sowohl bei den Importen als auch bei den Ausfuhren. Im Fokus der Investitionen des Hafenbetrieb Rotterdam (HbR) stand im laufenden Jahr erneut der Ausbau der Maasvlakte II. Die ersten Anlagen sollen hier ab 2013 zur Verfügung stehen. Mit gut 460 Mio Euro investierte der HbR den bislang höchsten Betrag in einem Jahr. Auch für 2011 geht man beim HbR von einem erneuten Gütermengenplus aus. Es dürfte sich in der Größenordnung von zwei bis drei Prozent bewegen. Erfreut ist man beim HbR auch darüber, dass 2010 der Verkehrsträger Bahn seinen Marktanteil am Modal-Split des Hinterlandverkehrs weiter ausbauen konnte. Neben dem insgesamt steigenden Ladungsaufkommen spielt hier auch die seit Dezember 2009 verfügbare, durchgängige E-Traktion auf der Betuweroute eine Rolle. Mehrstrom-Güterloks können von Deutschland bis auf die Maasvlakte-Terminals und vice versa durchrollen. Neben Containerverkehren werden 2011 über die Betuweroute auch verstärkt schwere Erzzüge nach Deutschland rollen. Beim HbR drängt man darauf, dass der Ausbau des 3.Gleises zwischen Emmerich und Oberhausen mit Nachdruck betrieben wird, damit die Betuweroute nicht auf der deutschen Seite mit einem „Engpass“ konfrontiert wird. Deutschland hatte diesen Ausbau 1992 vertraglich fest zugesichert.
Mit 178 Millionen t liegt Antwerpen ebenfalls auf der Erfolgsgeraden. Der Umschlag übersteigt damit den des Krisenjahres 2009 um gut 13 Prozent. Einen sehr wichtigen Anteil an der positiven Gesamtentwicklung hat der Containerumschlag. Er überschreitet mit gut 102 Mio. t die magische Grenze von 100 Millionen t (plus 17,8 Prozent). Bezogen auf TEU gingen im Berichtsjahr gut 8,4 Millionen TEU über die Kaikanten. Der wertschöpfungsintensive Stückgutverkehr, Ende 2008/ 2009 noch das große Sorgenkind in Antwerpen, erholte sich 2010 nachhaltig. Mit 11,1 Millionen t liegt das Ergebnis um gut 6,3 Prozent über dem Vorjahr. Auch als Massengutumschlaghafen ist Antwerpen erfolgreich. Das Mengenplus liegt gegenüber 2009 bei gut sieben Prozent. Beim Städtischen Hafenbetrieb Antwerpen (SHA) sieht man im Massengut- und im Containersegment die beiden tragenden Säulen für den künftigen Umschlag im zweitgrößten europäischen Seehafen.
Mit Erfolgszahlen glänzt auch Zeebrügge. Der Hafen wird 2010 voraussichtlich knapp die Grenze von 50 Millionen t „verfehlen“. Ein Ergebnis, das um gut elf Prozent über dem Vorjahresniveau liegt. Zum Vergleich: 2008 waren es noch 42 Mio. t. Im Gegensatz zur Masse seiner Mitbewerber konnte der flämische Küstenhafen 2009 noch mit einem Mengenzuwachs aufwarten. Der Containerverkehr spielt in Zeebrügge eine wachsende Rolle. 2010 werden gut 2,5 Millionen TEU behandelt. (eha)