St. Goarshausen. Weitere Schiffe sind am Freitag am Wrack des bei St. Goarshausen im Rhein gekenterten Säuretankers vorbeigeleitet worden. Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen sind 30 andere Schiffe informiert und warten darauf, die Unglücksstelle stromaufwärts zu passieren. Der Sprecher der Einsatzleitung betonte: „Die Schifffahrt ist nicht freigegeben, es handelt sich um eine kontrollierte Vorbeifahrt." PS-schwache Schiffe würden von einem Schlepper gezogen. In Fließrichtung dürfen keine Schiffe fahren, da befürchtet wird, dass sich das mit Drahtseilen gesicherte Wrack wegen der stärkeren Strömung losreißen könnte.
Nach einer ersten Testfahrt am Mittwoch hatten am Donnerstag bereits rund 20 Schiffe die Unglücksstelle an der Engstelle des Flusses nahe der Loreley passiert. Heute sollten weitere 40 bis 50 Schiffe den Havaristen in der Bergfahrt passieren. Schub- und Koppelverbände dürfen nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen die Unfallstelle generell nicht passieren. Zur Zeit liegen demnach nördlich der Unglückstelle rund 190 Schiffe still, südlich der Unglückstelle etwa 180. Die Talfahrt bleibt weiterhin gesperrt. Eine Aussage, wann wieder Talfahrt möglich sein wird, kann gegenwärtig nicht gemacht werden, hieß es heute Mittag.
In der Spitze hatten rund 250 Schiffe zwischen Burgbrohl (Kreis Ahrweiler) und Mainz wegen der Rheinsperrung auf die Weiterfahrt gewartet. Das Unglücksschiff mit rund 2400 Tonnen Schwefelsäure an Bord war in der Vorwoche aus ungeklärter Ursache gekentert. Zwei Besatzungsmitglieder wurden gerettet, zwei weitere Bootsmänner sind vermisst. Der Rhein wurde danach – auch wegen Hochwassers – an dieser Stelle für die Schifffahrt gesperrt.
Das Wrack ist an zwei im Grund verankerten Pontons befestigt. Wegen der Strömung haben sich jedoch unterhalb des Schiffes tiefe Mulden gebildet. Wie es hieß, will die niederländische Spezialfirma Mammoet am Freitag zunächst intern das Bergungskonzept vorstellen. Das Unternehmen hatte unter anderem 2001 das gesunkene russische Atom-U-Boot "Kursk" aus den Tiefen der Barentssee gehoben. Am Donnerstag waren die ersten beiden von drei Kränen in St. Goarshausen eingetroffen.
„Die Vorarbeiten zur Bergung sind nicht nur vor Ort in vollem Gange, wobei die Sicherung des Havaristen nach wie vor erste Priorität hat", lies die Wasser- und Schiffsverwaltung mitteilen. Die Behörde dementierte Medienberichte, wonach Schwefelsäure abgelassen werde. Permanente Messungen, insbesondere durch das Mess- und Untersuchungsschiff „MS Burgund", ergaben, dass kein Austritt der Ladung festzustellen ist. Die gemessenen PH-Werte seien stabil und zeigten keine Auffälligkeiten.
Nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamts Bingens ist die Bundesstraße B 42 zwischen St. Goarshausen und Kaub am Freitag zwischen 14.00 bis voraussichtlich 18.00 Uhr für den Verkehr gesperrt. Auch in den nächsten Tagen werde es zu weiteren Sperrungen kommen, hieß es. Für PKW- und Anliegerverkehr sei eine nur eingeschränkt leistungsfähige Umleitungsstrecke ausgeschildert. Dem Schwerverkehr und überörtlichen Verkehr werde dringend empfohlen, die B 42zwischen Koblenz und Bingen großräumig zu umfahren. (dpa/sb)