München/Nürnberg. Der Nürnberger Widerstand gegen den Lang-LKW hat sich ausgezahlt. Nürnberg ist die einzige Stadt in Bayern, die sich gegen die Fahrt der überlangen LKW durch ihr Gebiet gewehrt hat, bestätigte das zuständige bayerische Innenministerium der VerkehrsRundschau. „Nürnberg ist eine Ausnahme", sagte ein Ministeriumssprecher der VerkehrsRundschau. Eine Fahrt auf der Autobahn A73 durch die Stadt, dem sogenannten Frankenschnellweg, ist deshalb im Zuge des Lang-LKW-Feldversuchs ausgeschlossen.
Dies ist in der Positivliste des Bundesverkehrsministeriums von Anfang November bereits berücksichtigt. Demnach darf auf der A73 zwischen der Anschlussstelle Nürnberg-Hafen-Ost und der Anschlussstelle Nürnberg/Fürth kein Lang LKW verkehren. Dem Innenministerium sind nach Angaben des Sprechers keine Strecken in anderen Städten oder Gemeinden in Bayern bekannt, die auf Wunsch der Kommune vom Feldversuch auszunehmen seien.
Nürnberg habe sich rechtzeitig mit dem umstrittenen Feldversuch auseinandergesetzt und im Interesse der Sicherheit und des Straßenzustands dem fragwürdigen Projekt einen Riegel vorgeschoben, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme der SPD-Stadtratsfraktion. „Auf unseren städtischen Straßen wird kein Gigaliner fahren. Das klare Nein wird bei der bayernweiten Versuchsplanung berücksichtigt", sagte der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Thorsten Brehm. „Zu lang, zu gefährlich und verkehrspolitisch unsinnig – so war der überwiegende Tenor der Stadträte", begründete Brehm den Widerstand der fränkischen Metropole.
Nach Auffassung von Bayerns Verkehrsstaatssekretärin Katja Hessel (FDP) bringt die Ablehnung von Lang-LKW durch die Stadt Nürnberg der Schiene keine Vorteile. „Wer die Verlagerung der Güter auf die Schiene will, der muss sich im Klaren darüber sein, dass die Güter erstmal bis zur Schiene kommen müssen", betonte Hessel. Lang-LKW würden ihrer Ansicht nach den Kombinierten Verkehr stärken und damit die Straßen entlasten. Dies berücksichtige auch die Ausnahmeverordnung des Bundesverkehrsministeriums: Sie schreibe vor, dass alle Fahrzeuge, die am Feldversuch teilnehmen wollen, kombiverkehrstauglich sein müssen.
„Natürlich können wir nicht ausschließen, dass es durch den Einsatz von Lang-LKW in Einzelfällen zu einer Verlagerung von der Schiene auf die Straße kommen wird", gibt die Staatssekretärin zu. Bei dem derzeit prognostizierten Wachstum des Güterverkehrs insgesamt, werde die Schiene ihren Marktanteil dennoch deutlich ausbauen. „Wir dürfen Straße und Schiene nicht in einer Konkurrenzsituation zueinander sehen. Ich halte es für wichtig, die Möglichkeiten und Auswirkungen in einem Großversuch zu untersuchen. Anschließend können wir Bilanz ziehen", unterstrich Hessel. (sb)
Jürgen Auth