Kiel/Brunsbüttel. Die Bemühungen der Lotsen im Nord-Ostsee-Kanal (NOK) zur langfristigen Absicherung des Personalbedarfs zeigen Wirkung. Jetzt konnte die „Lotsenbrüderschaft NOK 1“ mit Sitz in Brunsbüttel den ersten Lotsenausbildungs-Kompaktkurs erfolgreich abschließen. Das bestätigte die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung Nord in Kiel (WSV Nord) gegenüber der VerkehrsRundschau. Die neue Ausbildung, bei der Nautiker für ihre Aufgabe als Lotse weiterqualifiziert werden, wurde Mitte 2008 eingeführt. Der Ausbildungsgang – die Zulassung zum „Seelotsenanwärter“ – erstreckt sich über ein halbes Jahr statt bislang über zwei Jahre. „Ich bin überzeugt, dass die Ausbildung unter den Fittichen erfahrener Seelotsen eine ausgezeichnete Möglichkeit ist, dem Mangel an qualifizierten Bewerbern für den Beruf des Seelotsen entgegen zu wirken“, betont der Ältermann der Lotsenbrüderschaft, Michael Hartmann. Auch bei den Teilnehmern kommt der neu konzipierte Ausbildungsgang gut an: „Ich fühle mich wesentlich besser auf die Lotsenausbildung vorbereitet, als nach 24 Monaten auf hoher See als Inhaber eines Kapitänspatentes“, resümiert Kapitän Boyke Boyken. In dem Kompaktkurs steht das Fahren auf möglichst vielen verschiedenen Schiffen und auch Schiffstypen im Vordergrund. Jedes Schiff hat seine besonderen fahrtechnischen Eigenschaften, und das sollte ein Lotse genau wissen. In zwei Jahren auf See hätte er, so rechnet Boyken vor, vielleicht 50 mal einen Hafen angesteuert und Dienst auf vier verschiedenen Schiffen verrichtet. Dank des Kurses habe er gemeinsam mit seinen anderen Kursteilnehmern in den vergangenen sechs Monaten auf gut 150 Schiffen, die den NOK passierten, Dienst verrichtet. Aufgrund der positiven Erfahrungen mit dem im August 2008 gestarteten Auftaktkurs begann jetzt bereits der zweite Durchlauf. Für den August diesen Jahres ist bereits ein dritter Kurs geplant. Aktuell sorgen im NOK, der am stärksten befahrenen, künstlichen Wasserstraße der Welt, rund 300 Lotsen für einen reibungslosen und sicheren Schiffsverkehr rund um die Uhr. Innerhalb der kommenden drei Jahre wird rund zehn Prozent der aktiven Lotsen in den Ruhestand gehen. Nach dem Seelotsengesetz müssen Lotsen mit 65 Jahren aus dem aktiven Arbeitsleben ausscheiden. Die Heraufsetzung der Lebensarbeitszeit auf 67 kommt daher für sie nicht zum Tragen. Ein Lotse ist hinsichtlich seines Verdienstes wie ein Selbständiger zu betrachten. Das Bruttoeinkommen liegt – abhängig von der Anzahl der Einsätze – bei rund 8500 Euro brutto im Monat. Allerdings kommen die Lotsen nach eigenen Angaben auf eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 60 bis 70 Stunden. Hinzu kommt, dass sie das ganze Jahr über rund um die Uhr im Einsatz sind. Für den neuen Ausbildungsgang im NOK können sich neben Inhabern eines „ausgefahrenen“ Kapitänspatentes aus Deutschland auch Bewerber aus der EU mit vergleichbaren Abschlüssen bewerben. (eha)
Nord-Ostsee-Kanal: Lotsen erfolgreich bei der Nachwuchsgewinnung
Ausbildungskurs für Seelotsenanwärter auf dem Nord-Ostsee-Kanal geht in die zweite Runde