Paris. Im Poker um die Refinanzierung des mit fast sechs Milliarden Euro verschuldeten Seecontainer-Reeders CMA CGM mit Sitz in Marseille gibt es erneut eine andere überraschende Wendung. Firmengründer und Vorstand Jacques Saadé soll sich schon seit Wochen in verdeckten Parallelverhandlungen auch mit anderen möglichen Finanzpartnern als dem belgischen Multimilliardär Albert Frère befinden und diesen nunmehr den Vorzug geben. Das berichtete der Web-Smartphone-Infodienst Wansquare. Es handele sich um "eine große türkische Gruppe" und die libanesischen Brüder Mikati mit ihrer Beteiligungsgesellschaft M1.
Der aus dem Libanon stammende Saadé dürfte demzufolge nach dem Scheitern der Gespräche mit dem Golfstaateninvestor Qatar Holding und Albert Frère auf die ihm bestens vertraute Mittelmeerkarte setzen. Er könnte darauf hoffen, daß die in dem dortigen Raum ansässigen Kapitaleinstiegsinteressenten eher bereit sind, auf die von Qatar Holding und dem belgischen Magnaten reklamierten Mitspracherechte bezüglich Strategie und Unternehmensführung zu verzichten. Dass er gegenüber seinen 63 Gläubigerbanken und dem Handelsgericht in Marseille auf Zeitgewinn spekuliert, scheint nunmehr endgültig evident zu sein. Dies um so mehr, als der weltweite Containertransport per Schiff erneut boomt und mit hohen zweistelligen Zuwachsraten aufwartet. Die Kassen bei CMA CGM klingeln deshalb fast noch lauter als vor der Krise.
Nach dem überraschenden Ausscheiden des bisherigen Finanzchefs Jean-Yves Schapiro hat CMA CGM diesen strategisch besonders wichtigen Posten mit Olivier Dubois besetzt, der seinerseits über direkte Kontakte mit M1 verfügt. Auch andere Beziehungen deuten auf eine Mittelmeer-Connection hin. Ob dies ausreichen wird, Saadé und seine Familie vor weitreichenden Stimmrechts- und Mitleitungsansprüchen der nunmehr ins Auge gefassten eventuellen Investoren aus der Türkei und dem Libanon zu schützen, wird von Analysten und professionellen Beobachtern allerdings mit Skepsis verfolgt. (jb)