Brüssel. Betroffen von der Absprache seien schwere und mittlere LKW, sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Mittag in Brüssel. Die Hersteller dieser Fahrzeuge hätten über mehr als zehn Jahre Preise und Marktanteile nicht nur in der EU sondern im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum, der auch Nachbarländer wie Norwegen umfasst, miteinander abgestimmt. Die Leidtragenden des Kartells seien zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen, die überhöhte Preise für ihre Fahrzeuge zahlen mussten. Es handele sich um einen besonders schwerwiegenden Verstoß gegen die europäischen Wettbewerbsregeln, an dem zahlreiche Firmen beteiligt gewesen seien. Namen nannte die Kommissarin nicht. Mehr als 90 Prozent der neuen LKW werden in Europa von sieben Herstellern verkauft. Marktführer mit knapp einem Viertel der Umsätze ist Mercedes-Benz, gefolgt von DAF und MAN. Die Kommission hatte im Januar 2011 die Büros mehrerer LKW-Hersteller durchsucht und Beweismittel beschlagnahmt.
Den Mitgliedern des Kartells drohen Geldbußen bis zu 10 Prozent ihres weltweiten Umsatzes. Einen Vergleich lehnte die Kommissarin ab. Die Kunden der betroffenen Firmen, also die Spediteure, können außerdem vor den nationalen Gerichten auf Schadenersatz klagen.
Eine Daimler-Sprecherin sagte auf Anfrage, man habe „Kenntnis über den Erlass der Beschwerdepunkte“. Der Konzern warte aber noch auf die förmliche Zustellung. Darüber hinaus wollte sie den Vorgang nicht kommentieren. Volvo bestätigte ebenfalls Untersuchungen und teilte mit, man werte nun die Vorwürfe aus. Auch die Volkswagen-Tochter MAN bestätigte Ermittlungen um einen möglichen unerlaubten Austausch von Informationen zwischen den Herstellern. Das laufende Verfahren wollte der Konzern ebenfalls nicht näher kommentieren. Vestager verwies auf Durchsuchungen vom Januar 2011 - damals hatte die EU-Kommission auch die VW-Tochter Scania untersucht. (tw, dpa)