Hannover. Drei Monate nach Betriebsbeginn des JadeWeserPorts in Wilhelmshaven plant die Landesregierung in Hannover eine umfassende Vergrößerung durch einen zweiten Container-Terminal. Das Kabinett lässt dazu mit einer zwei Millionen Euro teuren Machbarkeitsstudie zunächst den Bedarf sowie die technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen einer Umsetzung prüfen, teilte die Regierung am Dienstag in Hannover mit. Bremen wird sich nach Angaben des niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister (CDU) mit Blick auf die angespannte Haushaltslage allerdings nicht an den Kosten beteiligen. Für die Studie wird es eine öffentliche Ausschreibung geben, teilte die Regierung mit.
Bei einem positiven Bescheid wäre mit einem Baubeginn frühestens Mitte 2020 zu rechnen, erklärte Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP). Nach seinen Worten ist die grundsätzliche Notwendigkeit einer Erweiterung unbestritten. McAllister meinte jedoch: „Wir stehen erst am Beginn eines Diskussionsprozesses.“ Bei einem positiven Bescheid stünde Anfang 2015 zunächst die Frage an, mit welchen Partnern so ein Hafenprojekt realisiert würde. Dann müsste auch über die Frage der Bahnanbindung neu diskutiert werden. McAllister verwies auf Studien des Instituts für Seeverkehr und Logistik, wonach der Containerumschlag im Schnitt um vier Prozent jährlich zulegen würde.
Bremer Wirtschaftssenator skeptisch
Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) reagierte zurückhaltend. „Über eine Machbarkeitsstudie für einen Ausbau des JWP ist mit dem Senat in Bremen nicht gesprochen worden und wir sehen dies auch mit zurückhaltender Skepsis.“ Eine kluge Reihenfolge wäre nach Ansicht des Senators, den JadeWeserPort in der Welt bekanntzumachen und zum Erfolg zu führen. Dann könne man vor dem Hintergrund der vorhandenen Kapazitäten in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven gemeinsam entscheiden, ob und wann ein Ausbau in Wilhelmshaven zum Thema werden könnte.
Nach den bisherigen Erkenntnissen hat der JadeWeserPort in seinem aktuellen Zustand die Kapazitätsgrenze von jährlich 2,7 Millionen Containern (TEU) in den kommenden fünf Jahren erreicht. Aktuell laufen den frisch eröffneten Hafen drei Schiffe pro Woche an. Emanuel Schiffer, Gruppen-Geschäftsführungsvorsitzender der Eurogate-Reederei, nannte in einer Stellungnahme daher die internationale Etablierung des Hafens als vordringlichste Aufgabe: „Noch verfügt der Hafen nicht über ein eigenes Ladungsaufkommen“, betonte er. Zur Entscheidungsgrundlage über eine zweite Ausbaustufe gehöre auch die Betrachtung der Umschlagskapazitäten in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven. „Aktuell sind ausreichend Kapazitäten in allen drei Containerhäfen vorhanden, so dass ein weiterer Ausbau derzeit nicht sinnvoll ist“, meinte er. Deutschlands erster Tiefwasserhafen war nach vierjähriger Bauzeit am 21. September als milliardenschweres Gemeinschaftsprojekt von Niedersachsen und Bremen eröffnet worden. Er kann von Containerschiffen der neuesten Generation mit großem Tiefgang angefahren werden. (dpa/bw)