Hamburg. Nachdem fast ein Jahr lang weltweit keine Neubestellungen über Containerschiffe erfolgten, scheint dieser Bann jetzt gebrochen. Die taiwanesische Reederei Evergreen Group kündigte am Freitag an, zehn neue Containerfrachter mit einer nominalen Stellplatzkapazität von jeweils 8000 TEU bestellt zu haben. Das erst Schiff dieser sogenannten L-Typ-Serie soll bereits im Laufe von 2012 ausgeliefert werden. Mit der neuen Tonnage sollen sowohl ältere Schiffe ersetzt als auch ein weiterer Ausbau der eigenen Flotte betrieben werden. Die zehn Frachter entstehen allesamt auf der Werft Samsung Heavy Industries Co. Ltd. in Taipei (Taiwan).
Die Frachter werden jeweils 334,8 m lang und 45,8 m breit sein. Die Motorleistung erlaubt eine Reisegeschwindigket von 24,5 Kn, umgerechnet knapp 45 Kilometer/Stunde.
Derweil vollzog die Hamburger Rickmers-Gruppe auf der südkoreanischen Werft Hyundai Heavy Industries (HHI) die Taufe von gleich vier Großcontainerschiffen mit einer Stellplatzkapazität von jeweils 13 100 TEU. Alle Frachter sind für zehn Jahre plus Optionsmöglichkeit an den dänischen Maersk-Konzern verchartert. Die Reederei wird die Großfrachter, deren Deckhaus-Konstruktion aus Gründen der besseren Sicht mittschiffs platziert sind, innerhalb ihrer sogenannten „E-Serie" führen. Erstes Schiff dieser „E-Serie" war die im September 2006 in Dienst gestellte „Emma Maersk". Im Gegensatz zu den jetzt getauften Rickmers-Neubauten bilden hier Deckshaus und Kamin jedoch noch eine Konstruktionseinheit.
Rickmers-Schiffe fahren für Maersk
Das Rickmers-Quartett wird für den Großkunden Maersk unter den Namen „Maersk Edinburgh", „Maersk Emden", „Maersk Eindhoven" und „Maersk Essen" fahren. Alle Fachter werden im Zeitraum Juli bis August abgeliefert. 2011 wird die Rickmers-Gruppe dann noch einmal vier baugleiche Schiffe erhalten. Auch sie werden für die dänische Großreederei fahren.
Das aktuelle Frachter-Kleeblatt wird von Maersk in den mit der französischen Reederei CMA CGM betriebenen Gemeinschaftsdienst „AE8-Service" eingebracht, der Nordeuropa mit Fernost verbindet. Der französische Partner bringt ebenfalls fünf Dreizehntausender mit ein. In Europa werden die Frachter neben Le Havre, Rotterdam und Zeebrügge auch Hamburg anlaufen.
Firmenchef Bertram Rickmers hält den Zeitpunkt der aktuellen Ablieferung und der für 2011 bevorstehenden für günstig. Nach dem großen Einbruch auf den Schifffahrtsmärkten Ende 2008 und im Jahr 2009 mache sich in den Reedereien wieder Zuversicht breit. So freue sich der Markt über „ein steigendes Exportaufkommen aus Asien und stabile Raten". Er hoffe, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten verstetige, sagte Rickmers in seiner Taufansprache vor den rund 100 geladenen Gästen.
Spezielle Schulung für die Crew
Die neuen Großfrachter sind für eine Reisegeschwindigkeit von 24 Knoten ausgelegt. Allerdings erlaubt die Antriebstechnik auch einen Schiffsbetrieb der 366 m langen und 48,2 m breiten Frachter unter „Slow-Steaming-Bedingungen". Der Tiefgang der liegt, abhängig vom Beladungsgrad, bei bis zu maximal 15,5 m.
Die Schiffsführung wurde besonders für den Einsatz auf diese Großcontainerschiffe geschult. Diese Ausbildung erfolgte am MTC Marine Training Center in Hamburg, in dem sich die sogenannten „Big-Ship-Simulatoren" befinden. Darüber hinaus wurden die Schiffsoffiziere auch auf den bereits in Fahrt befindlichen E-Klasse-Großfrachtern von Maersk im Echtbetrieb auf die besonderen Anforderungen auf Großcontainerschiffen trainiert.
Die jetzt getauften Frachter werden von der zur Rickmers—Gruppe gehörenden Tochterfirma Rickmers Schipmanagement (Singapore) gemanaged. Das 2007 gegründete Unternehmen disponiert damit über eine Flotte von 27 Frachtern, wobei der Schwerpunkt auf den Panmax-Schiffen liegt. Das Durchschnittsalter der RSS-Flotte begrägt zwei Jahre. (eha)