München. Ein harter Brexit würde Arbeitsplätze in Deutschland gefährden. Davor warnt das ifo Institut. „Ein Teil der deutschen Wertschöpfung steckt direkt und indirekt in britischer Nachfrage nach deutschen Produkten. Damit werden Arbeitsplätze bei uns gesichert“, sagte der Leiter des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, Gabriel Felbermayr. „Es muss daher bei den Brexit-Verhandlungen darum gehen, unnötigen Schaden abzuwenden.“
Es gebe darüber hinaus kein vernünftiges Szenario, bei dem der Brexit auch für die Briten per Saldo vorteilhaft wäre. Eine extra Bestrafung, die zwangsläufig auch für Deutschland kostspielig wäre, sei daher nicht nötig, sagte Felbermayr weiter.
Deutsche und britische Wirtschaft eng verflochten
Umgekehrt stecke auch ein Teil der britischen Wertschöpfung in der Nachfrage der 27 restlichen EU-Länder, erklärte Felbermayr. Dies biete ebenfalls Beschäftigung für viele Menschen im Vereinigten Königreich. Industrie und Dienstleistungen seien stark verflochten über den Ärmelkanal. So machten britische Vorleistungen, vor allem Dienstleistungen, für die deutsche Wirtschaft viel aus. Und die Wertschöpfung aus der EU umfasse einen erklecklichen Teil des Produktionswertes der britischen Autobranche.
Selbst wenn nun als Ersatz ein umfassendes EU-Freihandelsabkommen abgeschlossen würde wie mit Südkorea, würde Deutschland Wertschöpfung verlieren, plus Nettobeiträge zur EU. Das Vereinigte Königreich würde ebenfalls viel Wertschöpfung verlieren, sparte sich aber seinen Nettobeitrag zur EU.
Harten Brexit vermeiden
Werde keine vertragliche Lösung gefunden wird, verlieren Deutschland und das Vereinigte Königreich deutlich mehr, warnt Felbermayr. Bei einem harten Brexit könnte zwar der deutsche Finanzplatz Wertschöpfung aus London anziehen, dieser Gewinn wäre aber teuer erkauft. „Die EU sollte sich daher beim Aufbau von Drohkulissen zurückhalten, damit es nicht zu vorwegnehmenden Anpassungen der Wirtschaft kommt, die in zwei Jahren einen harten Brexit rechtfertigen, den eigentlich keiner wollen kann“, so Felbermayr.
Die Trennung der Verhandlungen in Scheidung einerseits und neues Freihandelsabkommen andererseits sieht Leiter des Ifo-Zentrums problematisch. „Zum Schluss sollten alle Themen gemeinsam auf den Tisch, um eine Paketlösung zu ermöglichen. Je größer die Themenpalette, umso leichter fallen Kompromisse“, sagte Felbermayr. Ein Abschluss von Teilabkommen führe wahrscheinlich nicht zu guten Ergebnissen. (jt)