München. Erstmals hat der ADAC beim Tunneltest 2010 meist hervorragende Noten vergeben, darunter auch für den hessischen Lohberg-Tunnel. Dennoch ist auch ein deutscher Tunnel glatt durchgefallen - der Tunnel Birth auf der A44 bei Velbert (Nordrhein-Westfalen). Er wurde mit der Gesamtnote "bedenklich" beanstandet. In 13 europäischen Ländern wurden insgesamt 26 Straßentunnels geprüft.
16 davon - und somit mehr als jeder zweite - wurden als "sehr gut" bewertet. "Die Tunnels werden sicherer, dieser Trend setzt sich fort", sagte Testleiter Nicolas Adunka am Donnerstag in München. Vier unterirdische Röhren wurden mit "gut" bewertet, zwei weitere erhielten ein "ausreichend". Trotzdem gibt es weiterhin Sorgenkinder mit zum Teil gravierenden Sicherheitsmängeln. Neben dem Tunnel Birth fielen auch drei Problemröhren im Ausland glatt durch.
Die Hauptkritik am 25 Jahre alten Tunnel Birth: schlechte Beleuchtung, unzureichende Lüftung, keine Videoüberwachung im Tunnel und keine Kennzeichnung von Fluchtwegen. Für diesen Tunnel sei bereits eine Nachrüstung vorgesehen, aber nicht vor 2012, sagte Adunka.
Lohberg-Tunnel bei Darmstadt und den Richard-Strauss-Tunnel in München mit "sehr gut" bewertet
Die beiden anderen in Deutschland geprüften Tunnels wurden dagegen mit "sehr gut" bewertet. Dabei handelt es sich um den Lohberg-Tunnel bei Darmstadt und den Richard-Strauss-Tunnel am Mittleren Ring in München. Der Lohberg-Tunnel sei ein Beispiel dafür, dass auch ein einröhriger Tunnel gut abschneiden könne. Vorbildlich sei dort etwa der separate Fluchtstollen, in dem sich Autofahrer im Brandfall in Sicherheit bringen oder Rettungskräfte anrücken könnten.
Die 1080 Meter lange Röhre auf der B 426 bei Nieder-Ramstadt wurde 2007 eröffnet, täglich passieren sie laut ADAC etwa 14.500 Fahrzeuge, davon mehr als 1300 LKW. "Der Tunnel glänzt", sagte Siegfried Wetterau vom ADAC Hessen-Thüringen am Donnerstag. Da auch Gefahrguttransporte durch die Röhre führen, sorgten ein automatisches Brandmeldesystem, lückenlose Videoüberwachung, eine automatische Erfassung von Verkehrsstörungen sowie gut geschultes Personal rund um die Uhr für permanente Kontrolle, hieß es.
Auf Platz 1 des ADAC-Tests kam der Duplex-Tunnel in der Nähe von Paris
Testsieger wurde der neu eröffnete Duplex-Tunnel auf der A86 bei Paris. Dieser Tunnel habe Vorbildcharakter in puncto Sicherheit, lobte der ADAC. Bei den vielen guten Bewertungen des Tests spiele natürlich auch eine Rolle, dass dieses Mal vor allem neuere oder sanierte Tunnels geprüft worden seien. Bei dem alljährlich vorgenommenen Test arbeitet der ADAC mit anderen Autoclubs in Europa zusammen. Es handelt sich dabei aber nur um eine Stichprobe, nicht um eine repräsentative Untersuchung.
Testverlierer war der erst zwölf Jahre alte Hvalfjörour-Tunnel in Island nördlich von Reykjavik - er erhielt mit "mangelhaft" die schlechteste Gesamtnote. Diese Röhre bleibe bei der Sicherheit deutlich hinter den europäischen Mindeststandards zurück und sei dringend sanierungsbedürftig, kritisierte der ADAC.
Mustergültig ist nach ADAC-Ansicht die Sanierung des Katschbergtunnels in Österreich. "Dort haben die Tunnelbetreiber 112 Millionen Euro in die Hand genommen, eine zweite Röhre gebaut und die 35 Jahre alte Röhre saniert", lobt Adunka. 1999 hatte der ADAC bei seinem ersten Röhrentest den Katschbergtunnel noch als "bedenklich" eingestuft, in diesem Jahr bekam er ein "sehr gut".
Der Autoclub fordert, dass die EU-Richtlinie zur Tunnelnachrüstung bis 2014 konsequent umgesetzt wird. Die Richtlinie war eine Reaktion auf mehrere Brandkatastrophen - so starben 1999 im Montblanc-Tunnel 39 Menschen, im gleichen Jahr kamen im Tauerntunnel 12 Menschen ums Leben. (dpa)