Rotterdam. Der Hafen von Rotterdam konnte im Jahr 2015 seinen Umschlag deutlich steigern. Beim Güterumschlag war ein Anstieg von insgesamt 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 466,4 Millionen Tonnen zu verzeichnen. Wie der Hafen mitteilte lässt sich das Wachstum fast vollständig auf den Umschlag von Rohöl und Ölprodukten zurückführen. Das Geschäft mit Containern und trockenen Massengut ging dagegen leicht zurück.
Beim Umschlag von Rohöl von 103,1 Millionen Tonnen, kam es zu einer Zunahme um 8,1 Prozent und zwar bedingt durch den niedrigen Ölpreis. Der ermöglicht den Raffinerien hohe Gewinnspannen, sodass sie in großem Umfang Rohöl zur Raffination ordern. Der An- und Abtransport von Ölprodukten erhöhte sich um 18 Prozent auf 88,5 Millionen Tonnen. Auβer einer starken Zunahme des Umschlags von Heizöl wurden mehr Gasöl und Diesel für den europäischen Markt antransportiert. Beim Umschlag von Flüssigerdgas (LNG) kam es zu einer Zunahme von 91,3 Prozent. Absolut gesehen ist dies mit 2,3 Millionen Tonnen jedoch noch ein kleines Segment.
Container: Amerika-Verkehre schwächeln
Beim Umschlag von Containern war ein Rückgang um 0,5 Prozent insgesamt 12,2 Millionen Tonnen in TEU (Twenty-foot Equivalent Unit, Standardcontainer) und 1,1 Prozent mit 126,3 Millionen Tonnen in Gewicht feststellbar. In der erste Hälfte des Jahres war der Umschlag 6,2 Millionen TEU und in der zweiten Hälfte des Jahres 6,0 Millionen TEU. Dennoch stieg das nach Asien transportierte Volumen - der weitaus umfangreichste Handelsstrom - in Bezug auf ganz 2015 um 2 Prozent. Der Transport von Containern von und nach Latein- und Nordamerika verringerte sich dagegen. Innerhalb Europas kam es beim Transport zur iberischen Halbinsel und Großbritannien zu einer Zunahme. Die starke britische Wirtschaft ist auch ein wichtiger Grund für das Anziehen des Roll-on-roll-off-Verkehrs (Ro-ro) über die Nordsee. Ein weiterer Aspekt war, dass es beim Transport über Calais zu Behinderungen durch Streiks, die Flüchtlingsproblematik und Störungen am Tunnel unter dem Kanal kam. Der Ro-ro-Verkehr nahm auch deshalb um 10,1 Prozent mit 22,0 Millionen Tonnen zu.
Massengut: Deutscher Ökostrom senkt Kohleumschlag
Beim Umschlag von Erzen und Schrott war ein Rückgang um 0,6 Prozent von insgesamt 33,9 Millionen Tonnen zu verzeichnen. Die Nachfrage nach Stahl nahm zwar geringfügig zu, wurde jedoch durch den Import von preisgünstigem chinesischem Stahl ausgeglichen. Der Umfang des Kohleumschlags erhöhte sich um 1 Prozent auf 30,7 Millionen Tonnen. Der Antransport von Kohle besteht in Rotterdam zu rund 40 Prozent aus Kokskohle, die in Hochöfen eingesetzt wird und zu 60 Prozent aus Kohle für Stromkraftwerke. Der Hauptanteil wird nach Deutschland transportiert. Die Nachfrage nach Kraftwerkskohle war in Deutschland durch die Zunahme von Solar- und Windenergie jedoch rückläufig. In den Niederlanden ergab sich durch die Inbetriebnahme von zwei neuen Kraftwerken auf der Maasvlakte dagegen eine höhere Nachfrage. Darüber hinaus sorgte die Konzentration des Antransports von Kokskohle in Rotterdam für ein etwas größeres Umschlagvolumen. Infolge guter Ernten kam es zu einem geringeren Import von Ölsaaten und Viehfutter, wodurch der Umschlag von Agrarmassengut um 3,8 Prozent mit insgesamt 10,8 Millionen Tonnen zurückging. Die Menge des sonstigen trockenen Massenguts verringerte sich um 3,9 Prozent mit 12,3 Millionen Tonnen, da weniger Baustoffe und Mineralien eingeführt wurden. Dagegen wurde mehr Flugasche, ein Reststoff von Kohlekraftwerken, in die USA abgeführt. Insgesamt kam es beim trockenen Massengut zu einem Rückgang von 1,0 Prozent. (ks)