Rotterdam. Der Rotterdamer Hafen will sich neben Antwerpen zu einem führenden europäischen Hafen für den Umschlag von Stahlerzeugnissen entwickeln. Ein erster Schritt auf diesem Weg ist die jetzt in Shanghai erfolgte Unterzeichung eines Memorandum of Understanding (MoU) zwischen dem Hafenbetrieb Rotterdam (HbR) und der chinesischen Großreederei Cosco. Das Schifffahrtsunternehmen sichert damit dem Rotterdamer Hafen zu, die Abfahrtsfrequenz seiner Breakbulk-Linienverkehre zwischen Rotterdam und Asien schrittweise hochzufahren. 2011 sollen es bereits 24 jährlich sein.
HbR-Generaldirektor Hans Smits betonte im Rahmen der MoU-Unterzeichnung, dass ein gut bestückter Fahrplan entscheidend für die Attraktivität eines Hafens bei der verladenden und transportierenden Wirtschaft sei. Rotterdam schlug in den Jahren vor der Krise auf Jahresbasis zwischen vier und 4,5 Millionen Tonnen Eisen- und Stahlerzeugnisse um. Zum Vergleich: In Antwerpen gingen zwischen 2000 und 2008 gut zehn Millionen Tonnen über die Kaikanten, in Hamburg waren es nach Auskunft von Hafen Hamburg Marketing (HHM) im Schnitt 2,9 Millionen Tonnen jährlich zwischen 2001 und 2009. Das bisherige Top-Jahr in dieser Serie war 2008 mit rund 4,3 Millionen Tonnen.
Der Rotterdamer Hafen will mittelfristig seinen Stahl – und Eisenumschlag auf "neun bis zehn Millionen Tonnen" steigern, präzisierte HbR-Sprecher Minco van Heezen auf VerkehrsRundschau-Nachfrage. Er wies zugleich darauf hin, dass der Hafenbetrieb und die private Hafenwirtschaft bereits erhebliche Vorleistungen auf dem Gebiet der Infra- und Suprastruktur für die Abwicklung von Breakbulk-Verkehren – einschließlich der Möglichkeiten für den Umschlag von Schwergut-und Projektladung – erbracht haben. Rund 100 Millionen Euro wurden investiert.
Die Cosco-Trockenfrachter (sogenannte Multipurpose-Schiffe) transportieren derzeit neben Stahl und Eisen auch große Mengen Granit von Fernost nach Rotterdam. Im ausgehenden Verkehr werden größere Mengen Projekt- und Schwergutladung sowie im wachsenden Umfang auch Qualitätsstahl nach Fernost im Allgemeinen und China im Besonderen transportiert. Bestandteil des jetzt besiegelten MoU ist auch, dass Rotterdam aktiv daran mitwirken will, die heute noch bestehende Unpaarigkeit bei den Verkehrsmengen in ein besseres Gleichgewicht von Im- zu Export zu bringen. Zudem kümmert sich der HbR intensiv um das Thema "Hinterland"-Transporte von Stahl- und Eisenerzeugnissen. So sind große Mengen chinesischen Importstahls auch für deutsche Abnehmer bestimmt. "Wir lassen derzeit die Möglichkeit eines speziellen Binnenschiffs-Dienstes für Eisen- und Stahlprodukte zwischen Rotterdam und Deutschland untersuchen. Dreh- und Angelpunkt im Hinterland könnte dabei Duisburg sein", ergänzte HbR-Sprecher van Heezen. Gegenwärtig spielt der LKW eine wichtige Rolle beim An- und Abtransport von Stahlerzeugnissen.
Die Staatsreeederei Cosco, die bereits eine bedeutende Containerschiff-Flotte betreibt, erweitert derzeit ihre Multipurpose-Flotte im Rahmen eines groß an gelegten Ausbauprogramms. Es geht um Frachter mit einer Tragfähigkeit von 28.000 bis 36.000 tdw (tons dead weight). Zu ihren besonderen Ausrüstungsmerkmalen gehören Bordkrane mit einem Hebevermögen von 180 bis 400 Tonnen. (eha)