Rotterdam. Das neue Rotterdamer Hafenerweiterungsgebiet Maasvlakte II (MV II) bekommt immer stärker den Charakter einer Art groß angelegten „Umweltzone". Nachdem sich der Hafenbetrieb Rotterdam (HbR) schon im Zusammenhang mit dem komplexen Planfeststellungsverfahren dazu verpflichten musste, dass die Ver- und Entsorgungsverkehre zu den Terminals und Industrieanlagen bis 2033 vornehmlich durch die umweltfreundlichen Verkehrsträger Bahn und Binnenschiff vorzunehmen sind, zieht die Stadt Rotterdam die „Umweltschraube" jetzt sogar noch einmal zusätzlich an. Denn bereits vom 1. Januar 2014 an müssen alle LKW, die von und nach der MV II unterwegs sind, mit den neuen Euro-6-Motoren ausgerüstet sein. Diese Auflage müssen nicht nur niederländische, sondern auch die Halter gebietsfremder LKW erfüllen, bestätigte ein HbR-Sprecher gegenüber der VerkehrsRundschau auf Nachfrage.
Die Verschärfung der Umweltschutzauflagen hat die Stadt Rotterdam nach fast einjährigen Verhandlungen und Gesprächen mit den beiden wichtigen niederländischen Logistik- und LKW-Organisationen TLN und EVO vereinbart. Ursprünglich wollte die Stadt die neuen Bestimmungen bereits ein Jahr früher und zudem für Euro-5-LKW in Kraft setzen. Denn 2013 sollen die ersten Terminals auf der MV II in ihren ersten Ausbaustufen in Betrieb gehen. Doch sah die Stadtverwaltung von diesem Schritt nach entsprechend scharfen Protesten der Gewerbeverbände ab. Zugleich gab sie eine Untersuchung in Auftrag, mit der nach neuen Lösungen gesucht werden sollte. Die Gewerbe-Verbände fürchteten vor allem, dass eine zu radikale Verschärfung zu einer Quasi- „Entwertung" von Bestandsfahrzeugen mit niedrigeren Euro-Normen bei den Unternehmen führen würde.
Betriebe werden gleich auf Euro 6 setzen
Der jetzt vorliegenden Lösung stimmen auch die Logistik- und LKW-Verbände zu. Erwartet wird, dass die Betriebe den Zwischenschritt Euro 5 von vornherein überspringen und gleich die in puncto Umweltschutz höherwertigeren LKW mit Euro-6-Norm beschaffen werden. Die näheren Ausführungsbestimmungen zu der neuen Umweltschutz-Auflage werden für die kommenden Monate erwartet. Das gilt dann auch für einen möglichen Bußgeldkatalog für jene Betriebe, die sich ab 2014 nicht an die neuen Auflagen halten.
Sowohl die Stadt Rotterdam, als auch der HbR und der niederländische Staat, der den Großteil der Kosten für den Bau der MV II trägt, wollten mit der neuen Hafenfläche (brutto: 2000 Hektar) von vornherein Maßstäbe auf dem Umweltschutzgebiet setzen. Vorgesehen ist, dass bis 2033 die Eisenbahn auf einen Anteil von 20 Prozent und das Binnenschiff einen Anteil von 45 Prozent des Gesamt-Güteraufkommens erreichen sollen. Für den LKW sind 35 Prozent vorgesehen. Der neue Modal-Split gewinnt noch mehr an Gewicht, wenn man die Referenzwerte aus dem Jahr 2003 heranzieht: Damals kam der LKW auf 47, das Binnenschiff auf 40 Prozent die Bahn auf 13 Prozent am Güteraufkommen des Rotterdamer Hafens. Über den Maashafen wurden im vergangenen Jahr rund 430 Millionen Tonnen umgeschlagen. (eha)