Hamburg. Für den Hamburger Hafen steht in knapp zwei Jahren eine der größten Veränderungen in seiner über 820-jährigen Geschichte an. Denn mit dem 31.Dezember 2012 endet der Freihafenstatus, der am 15. Oktober 1888 begründet wurde. Daher müssen die im und vom Hamburger Freihafen lebenden und in ihm angesiedelten Firmen aus Logistik, Umschlag und Handel die noch verbleibende Zeit nutzen, um sich auf diese umfassende Strukturveränderung einzustellen und sich nach Kräften auf sie vorbereiten. Das war eine der zentralen Botschaften einer Veranstaltung im Hamburger Rathaus, die unter der Überschrift stand "Auflösung des Freihafens – Hamburgs Zoll-Landschaft nach 2013". Zu dem Ereignis hatten die Behörde für Wirtschaft und Arbeit, die Handelskammer Hamburg und das Bundesfinanzministerium eingeladen.
Umfangreiche Unterstützung für die von der Umstellung betroffnen Firmen
Hamburgs Hafen- und Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) unterstrich, dass die Entscheidung, den Freihafenstatus aufzuheben, "nicht am grünen Tisch" getroffen worden sei, sondern das Ergebnis eines sorgfältigen, mehrjährigen Abwägungsprozesses gewesen sei. Unterm Strich habe die Hafenwirtschaft in der Aufhebung des Freihafenstatus "mehr Vor- als Nachteile" für sich erkannt. Es bestehe also "ein breiter Konsens" in der Wirtschaft für diesen historisch bedeutsamen Schritt.
Karan, aber auch die beiden anderen Sprecher, Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Trenz sowie Staatssekretär Werner Gatzer wiesen darauf hin, dass es für die von der Neustrukturierung der Zoll-Landschaft betroffenen Wirtschaftsunternehmen, allen voran die klein- und mittelgroßen Betriebe, eine breit angelegte Unterstützung gebe. Karan wörtlich: "Die Unternehmen sollen wissen, dass wir sie nicht allein lassen." So habe die Behörde für Wirtschaft und Arbeit ein Begleitprogramm erarbeitet, dessen Kern Fachseminare darstellten. Das Programm selbst werde ab Juli diesen Jahres zur Verfügung stehen. Darüber hinaus sollen im Bedarfsfall auch individuelle Unternehmensberatungen angeboten werden, wobei die Betriebe nur einen geringen Eigenanteil zu leisten haben. Die Beratungen selbst würden aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) bezuschusst. Die Handelskammer Hamburg werde darüber hinaus umfangreiche Informationen im Internet bereitstellen. Alle Redner riefen die Unternehmen dazu auf, die Angebote zu nutzen und sich am besten schon jetzt mit den Veränderungen zu beschäftigen. Das Jahr 2013 suggeriere auf den ersten Blick, dass für die Umstellung noch viel Zeit bleiben, so Gatzer. Doch das sei ein Trugschluss: "Es ist weniger Zeit als Sie denken."
Aufhebung des Freihafenstatus soll Hamburg noch schneller machen
Für die Zollverwaltung sicherte er eine breite Unterstützung der Hafenwirtschaft zu. Neben den beiden künftigen Verzollungs-Standorten Waltershof – in Nachbarschaft zu den großen Containerterminals – und dem Windhukkai – im mittleren Hafenteil – prüfe der Zoll derzeit, ob es auch mobile Verzollungsmöglichkeiten geben solle. Sowohl Karan als auch Handelskammergeschäftsführer Schmidt-Trenz betonten, dass der gute Ruf des Hamburger Hafens als schneller Hafen durch die Systemumstellung keine Nachteile gegenüber seinen Wettbewerbshäfen haben dürfe. Gatzer sicherte den rund 200 Gäste aus der Wirtschaft, der Zollverwaltung und der Politik zu, dass dies nicht der Fall sein werde. Der Bund habe ein großes Interesse an einem starken Hamburger Hafen. Gatzer zeigte sich zudem davon überzeugt, dass mit dem Wegfall der Freihafengrenzen und damit auch der - heute noch obligaten - Kontrollen die Verkehrsabläufe im Hafengebiet erheblich beschleunigt werden dürften. Das Verkehrswegenetz stehe damit auch ungehindert den anderen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung. (eha)