Lübeck. Mit rund 50 Fahrzeugen haben LKW-Fahrer am Sonnabend gegen die Arbeitsbedingungen in der Branche demonstriert. Die LKW fuhren in einem Korso durch Lübeck und machten auf Ihre Anliegen aufmerksam. Die Organisatoren fordern einen einheitlichen Mindestlohn in der EU, einheitliche Fracht-Tarife sowie eine Begrenzung und Überwachung von Kabotagefahrten. Die SPD-Europapolitikern Jutta Steinruck, die die Demo mit ihrer Visite unterstützte, riet den rund 250 Teilnehmern zudem, ihren Protest vor das Europaparlament in Brüssel zu tragen.
Mit einem Protestzug vom Lübecker Nordlandkai in das Gewerbegebiet, in dem die Niederlassung der estnischen Firma Dinotrans angesiedelt ist, trat die „actie in de transport“-Bewegung bereits zum dritten Mal in öffentliche Erscheinung. Am 5. Oktober ist schon die nächste Demonstration in Dortmund geplant. Das Unternehmen Dinotrans steht im Fokus der Proteste weil das lettische Unternehmen philippinische Fahrer zu Billiglöhnen einsetzt.
Recherchen der schwedischen Journalistin Anna-Lena Norberg zeichnen ein genaueres Bild von Dinotrans. Der von der Schwedin beschaffte und analysierte Geschäftsbericht 2012 sagt zum Beispiel, dass bei Dinotrans die Reparaturkosten höher als die Personalkosten angesetzt sind. Nach ihren Berechnungen liegt der Stundenlohn der Kraftfahrer dort bei gerade einmal 2,36 Euro.
Thomas Rackow, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Logistik Schleswig-Holstein, unterstützte die Aktion der Fahrer und machte darauf aufmerksam, dass deutsche LKW jedes Jahr drei bis fünf Prozent Marktanteile verlieren. „Im Hafen Lübeck sehen Sie kaum noch deutsche Fahrer“, sagte Rackow im Hinblick auf den hohen Anteil ausländischer Unternehmer, die im Hafen Kabotagefahrten durchführen. (Jacoby)