Brüssel. Lang-LKW bieten viele Vorteile: Diesen Schluss zieht eine Studie, die den europaweiten Einsatz von Lang-LKW untersucht. Die Studie war vom Verkehrsausschuss des Europaparlaments in Auftrag gegeben worden. Ihre Ergebnisse, die gestern in Brüssel vorgestellt wurden, riefen bei den Abgeordneten unterschiedliche Reaktionen hervor.
Unumstritten sei, so die Autoren der Studie, dass durch den Einsatz von Lang-LKW im Straßengüterverkehr der Preis pro Tonnenkilometer fällt. Das führe zu verschieden Effekten, die jedoch nicht im Widerspruch stehen würden zu anderen verkehrspolitischen Zielen der EU. Die Halbierung der Verkehrstoten auf Europas Straßen von 2010 bis 2020 oder die Senkung der CO2-Werte um 20 Prozent bis 2020 im Vergleich zu 1990 würden durch Lang-LKW nicht gefährdet. Letzteres auch nicht durch die zu erwartende leichte Verlagerung des Gütertransports von Schiene und Wasser auf die Straße.
Die Autoren der Studie bemängeln allerdings, dass zu wenig belastbares Material zur Verfügung steht, um klare Aussagen für alle Fragen zum Thema Lang-LKW zu geben. Zum Beispiel sei kaum vorhersehbar, wie sich der Einsatz von Lang-LKW in der Praxis auf den Verkehrsfluss auswirken könnte.
Schweden und Finnland, wo Lang-LKW schon seit Jahrzehnten zugelassen sind, würden allerdings zeigen, dass sich diese Fahrzeuge auf lange Frist bewähren. In Schweden werden zurzeit 90 Prozent, in Finnland 73 Prozent der Tonnenkilometer im Straßengütertransport mit Lang-LKW befördert.
Abgeordnete der europäischen Sozialisten und Grünen übten heftige Kritik an der Studie. Sie sei lückenhaft und würde bewusst Themenfelder auslassen, die den negativen Einfluss der Lang-LKW aufzeigen. Abgeordnete der bürgerlichen Parteien teilten diese Kritik nicht. Auch die vier Gutachter, die die wissenschaftliche Qualität der Studie prüfen sollten, gaben ihr mit einigen Abstrichen gute Noten. Die Studie führt Ergebnisse aus acht bereits bestehenden Studien zu Lang-LKW zusammen
Der Verkehrsausschuss des EU-Parlaments hatte die Studie selbst in Auftrag gegeben. Die EU-Abgeordneten werden sich in den kommenden Monaten mit der Frage beschäftigen müssen, ob sie für oder gegen die Erlaubnis von grenzüberschreitenden Fahrten von Lang-LKW zwischen Ländern sind, in denen diese Fahrzeuge bereits fahren. Die EU-Kommission schlägt das vor. Die Studie soll den Abgeordneten bei der Entscheidungsfindung helfen. (kw)
Beisswenger