München. Unruhige Zeiten bei der Deutschen Bahn (DB): Wie Medien gestern übereinstimmend berichteten, wird die DB 2015 tiefrote Zahlen schreiben. Als Folge will DB-Chef Rüdiger Grube dem Aufsichtsrat gravierende Änderungen vorschlagen, die mit erheblichen Kosten verbunden sind. Auch in der Logistiksparte sind Neuerungen geplant.
Außerordentliche Abschreibungen im Güterverkehr: 1,3 Milliarden Euro
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete, soll der Verlust der DB nach Steuern 1,257 Milliarden Euro betragen. Ein wesentlicher Treiber waren demnach außerordentliche Abschreibungen im Güterverkehr aufgrund von Neubewertungen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Um den Gesamtkonzern wieder auf Kurs zu bringen, will Grube dem Aufsichtsrat am 16. Dezember ein Konzept vorlegen, das zu Veränderungen in allen Bereichen führt.
Bislang sind in den Medien vor allem Maßnahmen genannt worden, mit denen der Personenverkehr auf Vordermann gebracht werden soll. Doch kommt auch die Logistiksparte nicht ungeschoren davon.
DB Schenker Rail: Konzentration auf den Transport
Nach Informationen, die der VerkehrsRundschau aus Unternehmenskreisen der DB vorliegen, lautet ein Vorschlag Grubes, DB Schenker Rail umzubenennen. Die Schienengüterverkehrssparte soll demnach wieder den Namen DB Cargo tragen. Nicht ohne Hintergrund: Mit der Namensänderung verbunden ist die stärkere Konzentration auf den reinen Transport. Hier stimmte in diesem Jahr auch abseits des Lokführerstreiks und von witterungsbedingten Ereignissen die Leistung häufig nicht. Die Pünktlichkeit der Güterzüge hat offenbar nachgelassen. Zudem konnten in diesem Jahr 160 bis 170 Güterzüge nicht (weiter)fahren, weil keine Lokführer vor Ort verfügbar waren. Ursache war nicht ein Lokführermangel, sondern Mängel in der Organisation. Damit ließe sich erklären, warum neben DB Schenker Rail-Chef Alexander Hedderich auch Produktionsvorstand Markus Hunkel gehen musste.
DB Schenker Rail soll sich jetzt wieder verstärkt auf den reinen Transport konzentrieren, heißt es aus Unternehmenskreisen. Von dem ursprünglich mal unter Hartmut Mehdorn, Vorgänger von Rüdiger Grube, formulierten Ziel, dass die Schienengüterverkehrssparte auch speditionelle Leistungen anbietet, wolle man sich mehr und mehr verabschieden.
Viele Kunden sind nach dem Streik nicht mehr zurückgekommen
Ein weiteres Problem von DB Schenker Rail: Während des Lokführerstreiks haben einige Kunden dem Unternehmen die Rücken zugekehrt und sind nach den vorliegenden Informationen auch nicht wieder zurückgekommen. Dies sei ein wesentlicher Grund, warum die Güterbahn in diesem Jahr rote Zahlen schreiben werde. Bereits vor einigen Wochen kursierte das Gerücht, die DB wolle 5000 Stellen abbauen und auch Hunderte Güterverkehrsstellen nicht mehr bedienen.
Gestern dann meldete sich der Baden-Württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann zu Wort und warnte vor massiven Einschnitten in der Güterverkehrssparte. „Fatal wäre es, wenn der Konzernumbau zu einem Kahlschlag beim Güterverkehr mit einem Verlust von 5.000 Stellen und der Schließung von 500 Güterverladestellen bundesweit führen würde“, sagte der Minister.
Anteilsverkauf bei DB Schenker Logistics verzögert sich offenbar
Um Investitionen finanzieren zu können und die Schuldenquote zu reduzieren, hatte Grube im Juli angekündigt, auch Teil von Arriva und DB Schenker Logistics zu verkaufen. Während er mit Arriva offenbar im Zeitplan liegt und 2016 erste Anteile an andere Investoren abgegeben werden sollen, verzögert sich dieser Schritt bei DB Schenker Logistics laut den vorliegenden Informationen. Es sei erst Mitte 2017 mit einem Teileverkauf zu rechnen, heißt es aus Unternehmenskreisen.
Ronald Pofalla mit Angela Merkel im Gespräch
Das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen sind die im Ausland bestehenden Töchter von DB Schenker Logistics gemeinsam mit anderen in einem Land agierenden DB-Töchtern zusammengelegt worden. Die jetzt erforderliche Entflechtung dauert offenbar länger als erwartet. Aber viel entscheidender: Auf das Geld, das durch den Verkauf von Anteilen von DB Schenker Logistics fließt, erhebt auch Finanzminister Wolfgang Schäuble Ansprüche. Es gibt offenbar eine Vereinbarung, nach der die Einnahmen aus dem Verkauf von DB Schenker ganz oder teilweise dem Bund zufließen. Wie aus dem DB-Konerzen verlautete ist der DB-Vorstand und ehemalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla deshalb in Gesprächen mit Angela Merkel, um hier eine Neuregelung herbeizuführen.
Seitens der DB wollte man zu all diesen Plänen keine Stellung nehmen, sie nicht bestätigen oder dementieren. Stattdessen verwies der Sprecher auf die Aufsichtsratsitzung am 16. Dezember. „Dort wird der DB-Vorstand ein mehrjähriges Programm für mehr Qualität, mehr Kunden und mehr Erfolg vorlegen. Nach Befassung im Aufsichtsrat wird die DB die Öffentlichkeit über die Inhalte des Programms informieren“, so der DB-Sprecher gegenüber der VerkehrsRundschau. (cd)