Paris. Die französisch-niederländische Luftfahrtgesellschaft Air France-KLM hat einen Bericht der französischen Tageszeitung „Le Figaro" dementiert, demzufolge sie beabsichtige, aus dem Frachtgeschäft auszusteigen, um so ihre größte Verlustquelle zu stopfen. Das Blatt hatte am Wochenende gemeldet, die Gesellschaft werde am Montag die Überführung ihres im Frachtverkehr tätigen Personals in den Geschäftsbereich Passagierverkehr ankündigen. Hierin sähen die Gewerkschaften einen ersten Schritt zum Verschwinden der reinen Cargo-Maschinen und damit zum Ausstieg aus dem Frachtservice.
Für diesen werden die Frachtmaschinen laut „Figaro" nur zu 26 Prozent verwendet gegenüber 47 Prozent vor vier Jahren, die Masse des Frachtaufkommens gehe als Beilast in den Gepäckkammern der Passagierflugzeuge mit. Auf längere Sicht könnte die Doppelfunktion auf den gesamten Frachtbereich übertragen und damit auf den Betrieb und Einsatz der momentan fünf speziell für Cargo-Aktivitäten reservierten Maschinen verzichtet werden. Noch vor zwei Jahren lag die Zahl bei elf Frachtfliegern.
Florence Parly, Leiterin der Frachtabteilung bei Air France-KLM, wolle offensichtlich dem Beispiel von British Airways folgen, die seit Jahren keinen eigenen Frachtservice mehr unterhalte, sondern in dem Bereich mit dem externen Dienstleister Global Supply Systems zusammenarbeite. Die deutsche Lufthansa habe dagegen 19 Cargo-Flugzeuge im Einsatz und betreibe mit DHL die gemeinsame Tochter AeroLogic mit derzeit vier und bis zum Jahresende acht Maschinen.
Wie bei der Staatsbahn SNCF ist auch bei Air France-KLM der Frachtsektor hochdefizitär und steht für den Zeitraum 2009 und 2010 für ein Drittel der Gesamtverluste des Unternehmens. In den letzten beiden Jahren haben sie sich auf 600 Millionen Euro summiert. Man hätte schon längst mit Fedex kooperieren sollen wie Lufthansa mit DHL, kritisiert eine der beiden Pilotenvereinigungen die inzwischen offiziell dementierten Pläne zur Aufgabe der bisherigen Frachtabteilung. Sie schlägt zudem als Alternative vor, die bei der Fusion von Air France und KLM geschlossene Vereinbarung aufzuheben, derzufolge KLM-Personal nur auf KLM-Maschinen und Air France-Mitarbeiter nur auf solchen der eigenen Gesellschaft fliegen dürfen.
Unmittelbar nach Erscheinen des Figaro-Artikels hatte die Leitung der Fluggesellschaft gegenüber der Nachrichtenagentur „Dow Jones Newswires" erklärt: „Es gibt kein Projekt zur Aufgabe unserer Fracht-Flotte". Bis zum Ende des ersten Quartals 2010 hat sich die Verschuldung von Air France-KLM auf sechs Milliarden Euro erhöht und liegt damit auf derselben Höhe wie die Eigenmittel, berichtete am 20. Mai unwidersprochen die Pariser Wirtschaftszeitung „Les Echos". (jb)